Florian Berg
Bewertet mit 4 Sternen
Gleich zu Anfang: ich hoffe, dass nicht alle Philosophiestudenten so sind. Florian Berg studiert in Leipzig und verlässt nun also sein behütetes Elternhaus. Landleben ade, Großstadt juche. Die Eltern, beide Pastoren, stecken während Florians Jugend in einer Sinnkrise und lassen ihrem Sohn die nötigen - vielleicht auch zuviele? - Freiheiten. Das Buch wechselt zwischen der Jugend, seinen Freunden, seinen Verlusten und Entdeckungen und seiner Studienzeit mit Frauen, Liebschaften, Tierdokumentationen, WG-Leben und unfreiwilligen politischesn Debatten bis hin zu den chilenischen Studentenaufständen. Die Welt dreht sich um Florian, ohne dass diese ihn berührt; weit weg und manchmal doch ganz nah erzählt Janko Marklein von einem Jugendlichen und jungen Mann, der sich finden und anpassen muss. Cover: Für mich ist das der Berg des Cerro San Cristóbal, auf dem sich Florian für mich outet. Er outet sich dahingehend, dass er "sich mit niemandenm verbunden fühlt", "mit ihm ist grundsätzlich etwas falsch" und das ihm "alles egal" sei. Die Farben passen. Florians Leben ist ein "langer Weg" mit vielen "Kurven", wie bei jedem Menschen. Schreibstil: Ich fand ihn anders, gut und interessant. Es kam mir so vor, als ob Florian von ganz weit weg, ohne Emotionen berichtet, als gehe ihn das alles gar nichts an. Ich habe ja eine Verdachtsdiagnose "Autismus-Spektrum-Störung mit Hochbegabung" in meinem Umfeld und kenne einige Menschen, die ähnlich emotionslos, aber sehr direkt (Line hat er ins Gesicht gesagt, dass er sie für unattraktiv hält) sind und finde dieses Verhalten spannend und interessant. Das Drumherum seiner Studienzeitist, so hoffe ich, mehr fiktiv als real - zumindest wünsche ich unserer Welt, dass nicht besonders viele Studenten so sind. Ein trauriges Buch, das auch etwas das Dilemma der Jungs und jungen Männer widerspiegelt, denn sie sind bei der Emanzipation von Mädchen und jungen Frauen irgendwie verloren gegangen...