Rezension

Florida

Die Eroberung Amerikas -

Die Eroberung Amerikas
von Franzobel

Bewertet mit 3.5 Sternen

Im Jahr 1538 macht sich der Eroberer Ferdinand Desoto mit seinem Tross auf den Weg nach Amerika, um Florida einzunehmen und Eldorado zu finden. In seiner Mannschaft kommt ein buntes Volk zusammen. Auch seine ungeliebte Frau ist mit dabei, sie ist die Schwester seiner großen Liebe. Desoto ist auf seinen vorherigen Fahrten reich geworden. Deshalb geht es ihm wohl mehr um den Ruhm. In Havanna zwischengelandet, lässt er seine Frau als Gouverneurin zurück. An der amerikanischen Küste angekommen, treffen die Seefahrer bald auf einheimische Völker. Derweil klagt in der Gegenwart ein Anwalt gegen den damaligen Verkauf des Landes an die Eroberer.

 

Wieder widmet sich der Autor einem geschichtlichen Ereignis. Die Entdeckerfahrt des Ferdinand Desoto, der auch als Namensgeber einer amerikanischen Automarke gilt, im Spannungsfeld mit der Klage des Anwalts vor einem amerikanischen Gericht, bildet den Rahmen für eine ungewöhnliche Erzählung. Eroberer, Gauner und Seefahrer machen sich auf den Weg nach Amerika. Die Meisten haben ihrer eigenen Gründe, sich auf die Reise zu begeben. In der damaligen Zeit barg das Unterfangen nicht unerhebliche Gefahren. Dies und auch die persönlichen Querelen für zu empfindlichen Verlusten. Doch wie kommt dann ein Anwalt in der Gegenwart dazu, eine Sammelklage einzureichen?

 

Die Idee, über die Jahrhunderte einen Spannungsbogen zu legen, weckt sofort Interesse. Leider kommt der Prozess, der in der Gegenwart stattfindet, und der Weg des Anwalts dahin, etwas zu kurz. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Eroberungsreise mit ihren vielen sehr unterschiedlichen Teilnehmern und den Eroberten, die selbstverständlich nicht unbedingt, damit einverstanden sind, erobert zu werden. Das Kaleidoskop der Handelnden ist sehr vielfältig und jeder hat eine Geschichte zu erzählen. Wie während einer solchen Eroberung nicht anders zu erwarten, kommt es auch zu einigen Gemetzeln, die manchmal ein wenig schwer verdaulich sind. Der Roman ist in einer witzigen und pointierten Sprache geschrieben, so manches Mal stutzt man, ehe man die Verbindung zieht und ein Lächeln auf den Lippen hat.