Rezension

Fluch oder Segen?

Die Auslöschung der Mary Shelley - Marc Buhl

Die Auslöschung der Mary Shelley
von Marc Buhl

Passend in die Zeiten von Edward Snowden und NSA-Abhörskandalen kommt dieses Buch daher und führt uns zwei Dinge vor Augen, nämlich wie gläsern wir bereits sind und dass ein Fortschritt von künstlicher Intelligenz und Computern nicht nur Segen, sondern auch Fluch bedeuten kann. Und nein, ich schäme mich nicht, diesen abgedroschenen „Fluch-oder-Segen“-Vergleich zu nutzen. Denn genau das ist es.
Hierbei erinnert mich das Buch immer wieder an Werke wie „Frankenstein“ (geschrieben von Mary Shelley..), „I, robot“, „Transcandence“ und vor allem in dystopischer Sicht an „Matrix“, schließlich könnte so eine Zukunft aussehen, wenn die Roboter mal die Welt beherrschen. Der Kampf Mensch gegen Maschine scheint allgegenwertig.
Zuerst hatte ich ein paar Probleme mit dem Sprachstil, weil er mir ein bisschen, naja, zu cool oder effekthascherisch war, aber im Laufe der Geschichte habe ich mich daran gewöhnt und das Buch ist grundsätzlich einfach und schnell zu lesen.
Das Szenario, das Buhl erschafft, ist erschreckend. Wenn man sich mal Gedanken darüber macht, wie einfach es ist, Informationen über alles Mögliche zu erhalten oder Personen zu lokalisieren, beginnend bei Zahlungen mit EC- oder Kreditkarte, GPS im Handy.. Offline ist niemand mehr unterwegs in unseren Zeiten. Das muss nichts schlechtes sein, aber sollte mal ein Computer mit seinem ganzen Internetwissen versuchen, die Menschen zu bekehren und negative Eigenschaften auszumerzen, dann sollten wir alle unsere Handys wegschmeißen und alle Kabel aus den Steckdosenleisten ziehen. Ich bin grundsätzlich kein Freund von konspirativen Ideen, aber mittlerweile scheint alles möglich zu sein. Ideen, wie ein Quantencomputer umgesetzt werden könnte, gibt es anscheinend.
Das Ende ist gelungen und lässt reichlich Platz für Interpretationen. Zum Glück lese ich das Buch und kein E-Book, sonst hätte mich Victor schon durchschaut.

Fazit:
Das Buch ist grundsätzlich nicht schlecht, aber es fehlt ein bisschen an Kreativität. Es wirkt, als wäre alles schon einmal da gewesen und Buhl hat alles verquirlt zu seinem eigenen Werk. Dazu kommt, dass der Verlauf der Geschichte ein bisschen vorhersehbar ist. Die Figuren finde ich unsympathisch, vielleicht weil außer Mary alle Figuren nur sehr grob beschrieben werden. 
Die zwei großen Pluspunkte der Geschichte sind ganz klar die Aktualität der Story, die kaum von der Hand zu weisen ist. Kriege werden anscheinend in Zukunft nur noch online geführt (hallo „Stromausfall“ in Nordkorea und hallo Hackerangriffe auf Regierungen), Menschen „nur“ noch von Drohnen getötet.
Hinzu kommt, dass uns als Lesern noch einmal vor Augen geführt wird, wie abhängig wir vom ganzen technischen Schnick-Schnack in unserem Alltag sind.
Tipp: Unbedingt die Danksagung lesen.