Rezension

Fort von hier

Fort von hier -

Fort von hier
von Niccolò Ammaniti

Bewertet mit 4 Sternen

Fort von hier – Niccolo Ammaniti

Der Eisele Verlag hat die Werke des italienischen Autors Niccolo Ammaniti neu aufgelegt und damit wieder in den Fokus der Lesenden gerückt. Nachdem ich die Romane „Ich habe keine Angst“ und „Intimleben“ sehr mochte, habe ich auch bei „Fort von hier“ gleich zugegriffen.

Ammaniti verbindet hier die Lebensläufe grundverschiedener Persönlichkeiten. Da wären der alternde Möchtegern-Promi Graziano Biglia, die brave Lehrerin Laura Palmieri und meine Lieblingsfigur, der Junge Pietro Moroni. Das sind nur die wichtigsten, um die sich die vielen kleinen Geschichten drehen. Denn Ammaniti erzählt gern viel und ausschweifend. Zu zahlreichen Nebenfiguren erfährt man Lebensgeschichten und Anekdoten. Tatsächlich muss man ab und an etwas aufpassen um den Faden nicht zu verlieren und gerade zu Beginn fiel mir der Einstieg nicht so leicht. Graziano ist nämlich alles andere als sympathisch und der Zusammenhang zwischen den verschiedenen Handlungssträngen wird erst spät erkennbar. Doch wenn man sich erstmal eingefunden hat in die Geschichte, wird man dafür auch belohnt. Denn der Autor schafft es auch hier wieder, faszinierende literarische Welten zu schaffen. Gerade der Junge Pietro ist mir sehr ans Herz gewachsen. Er hat es nicht leicht mit wenig zugewandten Eltern und als Mobbingopfer in der Schule. Anders als im Klappentext beschrieben, ist nämlich dieser Handlungsstrang um Pietro für mich wesentlich stärker als derjenige um Graziano und seine Starallüren.

Den Schreibstil finde ich auch hier wieder ganz besonders. Ammaniti nimmt nämlich kein Blatt vor den Mund. Die Sprache ist oft derb, Gewalt und Sex sind allgegenwärtig. Dennoch zeichnet der Autor ein umfassendes Bild des ländlichen Süditalien.

Diesen Autor lese ich immer wieder gern. Schade eigentlich, dass er scheinbar doch so wenig bekannt ist.

4 Sterne