Rezension

Frankreich-Krimi mit kleineren Enttäuschungen

Provenzalisches Blut - Nicole de Vert

Provenzalisches Blut
von Nicole de Vert

Die ehemalige Polizistin Margeaux Surfin hat sich nach ihrem letzten großen Fall zurück in ihre Heimat, die Provence, gezogen und arbeitet hier als Privatermittlerin. Mit Hund Willi und liebevollen Menschen um sich herum könnte sie ein ruhiges, sorgloses Leben führen – wären nicht in ihrer unmittelbaren Nähe Selbstmorde geschehen, die sie an ihren letzten Fall in Stuttgart erinnert hätten, welcher ihr noch immer in den Knochen sitzt. Muster und Vorgehensweise sind identisch, auch damals waren die scheinbaren Selbstmorde erst nach Surfins Ermittlung als Morde identifiziert worden. Doch der Mörder sitzt in Deutschland in Haft und kann nicht für die Vorfälle in Frankreich verantwortlich sein. Oder doch?! Bevor Surfin mithilfe ihrer früheren Kollegen weiterforschen kann gerät sie selbst in größte Gefahr.

„Provenzalisches Blut“ ist ein spannender Krimi mit ausgeprägtem  Südfrankreich-Flair, in dem die typischen Landschaften und Orte eindrücklich dargestellt werden und die provenzalische Küche appetitlich beschrieben und durch leckere Rezepte am Ende des Buches ergänzt wird. Für Leser, die sich nicht in Frankreich auskennen bzw. der französischen Sprache mächtig sind, könnte es evtl. schwer werden, alle Details nachzuvollziehen. (z.B. wird nicht erklärt, was ein „Flic“ ist).

Das Buch ist in drei Handlungsstränge eingeteilt,  die sich in Kapiteln abwechseln und eine jeweilige Perspektive aufzeigen – die des Täters, des Opfers und den Haupthandlungsstrang rund um Surfin. Diese führen langsam zusammen und zu einem Bild. Einigen Kapiteln sind Bibelzitate vorangestellt, was sich mir nicht erklärt hat, da der Krimi keinerlei religiöse Zusammenhänge hat und auf diese auch nicht näher eingegangen wird. Die Geschichte endet offen und lässt somit auf eine Fortsetzung schließen. Dies ist leider unbefriedigend für mich als Leser.

Besonders gestört hat mich, dass die Geschichte vollkommen auf dem ersten Teil der Reihe um Margeaux Surfin aufbaut. Ohne den ersten Teil gelesen zu haben hatte ich das ständige Gefühl, dass mir etwas fehlt. Es gibt zwar einige Kurzzusammenfassungen, um Leser wie mich „abzuholen“, jedoch gelingt dies nur mangelhaft. Durch diese notwendige Voraussetzung sind für mich die Handlungen und Gespräche der Protagonisten teilweise nicht nachvollziehbar, mehr Hintergrundinformationen wären schön gewesen.

Auch war ich etwas enttäuscht von der angekündigten Mimikexpertise der Protagonistin. Diese war im Klappentext groß angekündigt und hat mein Interesse geweckt, das Buch zu lesen. Die Kunst des Mimik-Lesens wurde aber nur oberflächlich und am Rande erwähnt und hat nichts zur Aufklärung des Falles beigetragen. Schade, das Thema hätte großes Potenzial als spannendes Alleinstellungsmerkmal von Surfin gehabt.

Fazit:

Die Charaktere der Protagonisten sind bildlich und authentisch dargestellt. Der Schreibstil ist flüssig und nachvollziehbar. Sämtliche Details sind anschaulich und – teilweise sogar zu – ausführlich beschrieben: Sowohl die schöne Orte der Provence, als auch blutige Details der Tatorte. Die oben beschriebenen Punkte fehlen mir leider zu einem rundum gelungenen Krimi, das Buch lädt aber definitiv zum Besuch der Provence ein.