Rezension

Frau, Migrantin, Muslima.

Die Kandidatin -

Die Kandidatin
von Constantin Schreiber

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Roman, der zum Nachdenken anregt. Brandaktuell und packend.

„»Wollt ihr absolute Diversität?«, schreit ein junger Mann mit Vielfaltsmerkmal ins Megaphon.“ Das ist der erste Satz aus „Die Kandidatin“, einem Roman von Constantin Schreiber, der mich begeistert hat.

Die Geschichte spielt in der nahen Zukunft, kurz vor einer Bundestagswahl, bei der Menschen ab siebzig nicht mehr wählen dürfen. Sabah Hussein will Kanzlerin werden und hat in einem diversen, multireligiösen Deutschland gute Chancen.

Angestellte und Manager:innen ohne Vielfaltsmerkmale können mit einer Frist von sechs Wochen entlassen werden: Migrant Supremacy! Grün ist die Farbe des Islam, der Hoffnung, des Friedens. Unter muslimischen Wählern ist Sabahs Ökologische Partei die meistgewählte Partei.

Mittels der sogenannten »Peinlichen Analyse« werden sämtliche digitalen Daten von Bewerbern durch eine speziell dafür entwickelte Software auf deren politische Ausrichtung hin analysiert. Es geht um Migration, Gender, Gerechtigkeit, Diversität.

»Bereits seit einigen Monaten muss jede und jeder in Deutschland einen Eintrag im Personalausweis führen, ob sie oder er weiß, schwarz, Muslim:in, homo- oder transsexuell ist, ob sie einen Hijab trägt oder ob sie oder er auf andere Weise divers ist.«

Ein düsteres Szenario, das Constantin Schreiber sich ausgedacht hat. Die „Kandidatin“ erinnert ein wenig an Huxleys „Schöne neue Welt“ und „1984“ von George Orwell. Es geht um totale Kontrolle in einem fiktiven Staat. Brillante Einfälle und eine unsympathische Protagonistin, die etwas zu verbergen hat. Und so geht es auch um Neid und Rache.

Fazit: Ein Roman, der zum Nachdenken anregt. Brandaktuell und packend.