Rezension

Frauenbewegung und Sabotage

Gegen die Spielregeln - Philea Baker

Gegen die Spielregeln
von Philea Baker

Bewertet mit 3.5 Sternen

Fast könnte man meinen, es könnte hier ein bisschen wie Aschenputtel ablaufen, denn Alessas Vater ist auf Geschäftsreise bei einem Brand ums Leben gekommen und das Leben bei ihrer Stiefmutter, der sie schon immer ein Dorn im Auge war, ist alles andere als angenehm. Allerdings fehlen hier die Stiefschwestern, nichts desto trotz ist auch hier Alessa eine liebenswerte, hilfsbereite, engagierte Frau, die unter Florence Nightingale im St.Thomas Hospital arbeitet und von einem Medizinstudium in New York träumt.
Die Geschichte ist ziemlich umfangreich, man muss bei den vielen Werften und Schiffsunternehmen und deren Besitzern ziemlich aufpassen, dass man nicht durcheinander kommt, denn gewisse Anschläge lassen natürlich alle in Verdacht kommen, jeder könnte einen Grund haben, warum er dem anderen schaden möchte. Das ist teilweise etwas verworren und man muss wirklich aufpassen, dass man die Zusammenhänge versteht.
Hier startet auch die Begegnung zwischen Alessa und der attraktive, geheimnisvolle Ryon, dessen Mutter Indianerin ist und er dies auch deutlich zu spüren bekommt. Sein Vater ist bei einer Sabottage auf dem Bothniaschiff ums Leben gekommen und die Frage ist, warum!
Viele Missverständnisse sorgen dafür, dass sich die Aufklärung hinzieht und sobald man als Leser einigermaßen auf Reihe ist, um die Zusammenhänge zu verstehen, kommt eine neue Wendung und am Ende ist man über die Auflösung total überrascht und leider war ich darüber auch ein klein wenig enttäuscht, weil es hier auch abrupt endet und man sich zum Schluss nicht sicher ist, wars das jetzt schon oder kommt da noch eine Fortsetzung?
Der Schreibstil ist soweit verständlich, da kann man gut folgen, nur hat man eben Schwierigkeiten, die ganzen Unternehmen auseinander zu halten und auch die Hintergründe zu verstehen. Trotzdem gut recherchiert, viele Personen und Unternehmen gab es tatsächlich, ob es sich so zugetragen hat, weiß ich nicht, aber es las sich fast so und sowas mag ich gerne.
Das Cover ist hier für viktorianische Krimis in dem Stil, den man vom Dryas Verlag kennt und ich finde es wirklich gelungen, weil es eben diesen Wiedererkennungswert hat.
Inhaltlich kommt hier eine Zeit der Frauenbewegung ins Spiel, wo Frauen um ihre Rechte und den Schutz vor Ausbeutung kämpfen, gerade was den sozialen Stand in der Gesellschaft auch betrifft. Das hat mir gut gefallen.
Die parallele Geschichte und beides zusammen passt gut und ist auch interessant und spannend geschrieben.
Der Witz und den jeweiligen Schlagabtausch zwischen dem Ermittler Baker und Alessa waren herrlich, auch wenn man ihn anfangs für einen arroganten, frauenfeindlichen Typen gehalten hat. Doch es hat die Geschichte etwas aufgelockert.
Das Ende war leider nicht ganz nach meinem Geschmack, denn so umfangreich wie alles bis dahin beschrieben wurde, so wirkte es am Ende gerafft und abrupt beendet, und hat auch leider nicht so zufriedengestellt, wie man es erhofft und auch eigentlich erwartet hat. Da blieben doch etliche Fragen offen, was dazu führt, ob es hier eine Fortsetzung gibt oder es als Ende so stehen bleibt.