Rezension

Frauenschicksale in Afghanistan

Hinter dem Regenbogen - Nadia Hashimi

Hinter dem Regenbogen
von Nadia Hashimi

Bewertet mit 5 Sternen

" Hinter dem Regenbogen " ist das Debüt der Schriftstellerin Nadia Hashimi, die als Kind afghanischer Auswanderer in New York geboren wurde. Sie erzählt in ihrem Buch die Geschichte zweier Frauen auf unterschiedlichen Zeitebenen, die eines gemeinsam hatten, sie durften für eine gewisse Zeit Einblick in das Leben der Männer in Afghanistan neben, was ihr Leben mitprägte.

Zwei Frauen erzählen in diesem Buch in abwechselnden Kapiteln von ihrem Leben als Frau in Afghanistan. Das ist zum einen Rahima, die in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts in einem kleinen Dorf in Afghanistan bei ihren Eltern und ihren vier Schwestern aufwächst. Da Mädchen und Frauen nicht ohne Begleitung auf die Straße gehen dürfen und Rahimas älteren Geschwister weiter zur Schule gehen sollten, wird Rahima zu einem " BACHA POSH " einem Mädchen in Jungenkleidung, eine gängige Praxis in einer Familie ohne männliche Nachkommen. So kann Rahima schon als Kind nachvollziehen und erleben, wie viel Freiheit Jungen in ihrem Heimatland haben. Doch ihre Zeit als Junge findet ein Ende und sie wird zusammen mit ihren älteren Schwestern an einen Warlord und dessen Brüder verkauft und teilt fortan das Leben als eine von mehren Frauen in einer afghanischen Ehe. Rahima hat aber von ihrer Tante die Geschichte ihrer Ururgroßmutter erzählt bekommen, die im 19. Jahrhundert ein ähnliches Schicksal teilte und für eine gewisse Zeit als Frau in Männerkleidung lebte. Sie ist Rahimas Vorbild und ihre Seelenverwandte.

Shekiba, Rahimas Ururgroßmutter ,wird am Ende des 19. Jahrhunderts in Afghanistan geboren und überlebt als einzige der Familie eine Cholerawelle in ihrem Heimatland. Dies hält sie geheim und bewirtschaftet über lange Zeit ihren Hof, wie ein Mann. Doch auch dies findet ein Ende und Shekiba wird von einer Familie zur nächsten weitergereicht und zuletzt dem damaligen König als Geschenk überreicht. Im Palast wird sie zur Haremswache ausgebildet.

Zwei afghanische Frauen zu unterschiedlichen Zeiten in ihrem Heimatland aufgewachsen, teilen nicht nur das Schicksal eine Frau in Afghanistan zu sein, sondern auch das Gefühl erlebt zu haben, wie viel anders Jungen bzw Männer in Afghanistan leben.
Mich hat dieses Buch sehr berührt und mir einen Einblick in das Leben afghanischer Frauen gegeben, das sich in den Jahrhunderten gar nicht so großartig verändert hat. Die Rolle der Frau ist die gleiche geblieben. Abhängig von ihrem Mann , ohne eigenen Willen und Entscheidungskraft, der sie als sein Eigentum betrachtet und mit ihr machen kann was er will.. Shekiba und Rahima sind insofern ein bisschen anders als ihre Geschlechtsgenossinnen, als dass sie einen Einblick in das Leben der Männer nehmen konnten und dadurch die Ungerechtigkeit der Geschlechterrollen bemerken und sie versuchen aufzubegehren. Doch wie schwer es ist aus diesen Rollen auszubrechen, erfährt der Leser in diesen Geschichten, die meiner Meinung nach sehr anschaulich und flüssig erzählt werden. Sicherlich ist dies ein Roman , der nicht so in die Tiefe geht, was die politischen Verhältnisse und Veränderungen in diesem Land angeht , doch das Schicksal eine Frau in diesem Land zu sein, wird gut transportiert. Für mich eine ganz andere Kultur und schwer verständlich , doch in Afghanistan eine Selbstverständlichkeit, vor allem in ländlichen Gegenden. Auch der Mohnanbau mit seinen negativen Auswirkungen , Rahimas Eltern sind später beide Opium süchtig, wird kurz gestreift. Doch dieses Buch ist wie gesagt kein politischen Buch. Es wird nicht über die verschiedenen Besatzer oder über die Rolle der Taliban in dem Land geschrieben, sondern die Autorin beschränkt sich auf die Rolle der Frau im Heimatland ihrer Eltern.
Mich hat dieses Buch ganz oft an das Buch " Tausend strahlende Sonnen " von Khaled Hosseini erinnert und ich behaupte einfach einmal, dass Leser , die von dem Buch damals begeistert waren , auch dieses Buch mögen werden. Mich hat Nadi Hashimi jedenfalls für einige Tage in das Leben des Abendlandes entführt , mich berührt, aber auch Achtung haben lassen davor, was diese Frauen leisten und noch leisten müssen , um wenigstens einige Freiheiten in einer von Männern dominierten Welt erreichen zu können.

Sehr zu empfehlen !!!!