Rezension

Freundschaft, Geister, Tod

Das unsichtbare Mädchen - Charis Cotter

Das unsichtbare Mädchen
von Charis Cotter

Bewertet mit 4 Sternen

Kanada, 1963. Polly und Rose wohnen Tür an Tür und wissen nichts davon. Eher durch Zufall lernen die beiden Mädchen sich kennen. Polly kommt aus einer großen Familie, in der sie ein bisschen untergeht. Oft wird sie ignoriert, die Eltern haben anderweitig zu tun. Ähnlich ist es bei Rose, obwohl sie ein Einzelkind ist. Aber die Eltern arbeiten anscheinend dauernd und bleiben oft sogar über Nacht weg. Und wenn sie mal zu Hause sind, reden sie auch nicht wirklich mit Rose. Ich dachte die ganze Zeit, eigentlich müsste das Buch „Zwei unsichtbare Mädchen“ heißen. Denn beide werden immer wieder übersehen. Polly flüchtet sich in ihre Geistergeschichten, was Rose gar nicht verstehen kann, denn sie kann von kleinauf Geister sehen und findet das gar nicht lustig. Gemeinsam gehen die beiden Kinder einem Geheimnis von Rose’ Familie auf den Grund.

Charis Cotter hat in ihrem Kinderbuchdebüt jede Menge Gefühl, Spannung und Grusel verwoben. Die Geschichte ist sehr mystisch, leider auch nicht hundertprozentig logisch, dafür aber durchweg spannend und geheimnisvoll, sodass man sie in einem Rutsch durchlesen möchte. Es ist lange Zeit nicht klar, wer die Geister sind und was sie wollen.

Polly und Rose sind zwei tolle Protagonisten, sympathische, traurige Gestalten. Dabei ist Polly so quirlig und lebenslustig und lässt sich nicht unterkriegen. Rose dagegen hat fast schon aufgegeben, sodass Polly sie anfangs sogar für einen Geist hält. Doch durch ihre Freundschaft wachsen beide und werden reifer.

Auch für Lesemuffel ist das Buch toll, denn die Kapitel sind recht kurz und meistens in Pollys Sicht und Rose’ Sicht gegliedert. Diese abwechselnde Perspektive fand ich übrigens sehr schön. Dadurch erlebt man oft dieselbe Szene von beiden Seiten.

Die Altersempfehlung ab 11 Jahre halte ich für angemessen. Das Buch beschert aber auch Erwachsenen schöne Lesestunden.