Rezension

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Eine schauerlich, lustige Geschichte über Freundschaft und Geister - gelungenes Debüt

Das unsichtbare Mädchen - Charis Cotter

Das unsichtbare Mädchen
von Charis Cotter

Bewertet mit 5 Sternen

Was liegt näher, wenn von Geistern eine Faszination ausgeht, vielleicht auch einmal darüber ein Buch zu schreiben. Diesen Traum hat die Autorin Charis Cotter sich mit ihrem Debütroman „Das unsichtbare Mädchen“ verwirklicht. Es handelt über die Freundschaft zweier Mädchen, die etwas gemeinsam haben. Während Polly genervt von der Familie, den Geschwistern, sich immer mehr zurückzieht, scheint es der gleichaltrigen Rose so, als würde sie niemand sehen, so als wäre sie gar nicht da. Doch halt, da waren noch die Geister, die sie sahen. Polly liebt Geistergeschichten, Rose sieht Geister. Eine gute Konstellation, um hieraus eine wundervolle Geschichte zu stricken. Beide haben den gleichen Rückzugsort, der Dachboden des Hauses. Dass sie auch noch Nachbarn sind, sei nur am Rande erwähnt. Und dann gibt es da den Geheimgang, durch den sie zueinander finden.
Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive der beiden Protagonistinnen Rose und Polly.
Sie beginnt mit einem Auszug aus Ella Wheeler Wilcox „Die Gespenster“:
Der Wind stand still, die Luft lag unbewegt,
und doch als habe sie sich gerad’ geregt.
Die Unsichtbaren wuchsen an zu unbegrenzter Menge,
Gäste, für die kaum Raum vorhanden
von Wo und Nirgendwo erschienen sie in Scharen,
wie Phantome, die sie wirklich waren.
So zogen sie herbei aus allen Landen
Die Gespenster, die Gespenster, die Gespenster.

 

Keine Frage, dass das Buch bzw. die Geschichte mich fasziniert hat. Rose und Polly, zwei sehr gegensätzliche Mädchen. Rose ist ein Einzelkind, zurückhaltend, schüchtern, während Polly in einer Großfamilie mit Geschwistern und Pflegekindern aufwächst. Doch irgendwie haben die Eltern nicht die Zeit für alle. Als sich die beiden treffen, entwickelt sich daraus eine Freundschaft. Und Geister können manchmal auch eine Plage sein, das erleben beide.
„Das unsichtbare Mädchen“ ist eine wunderschön geschriebene Geschichte über zwei Mädchen, die durch ihre Einsamkeit zueinander finden. Die beiden sind sich auf Anhieb sympathisch. Hier hat die Autorin es mit ihrer Schreibweise, Wortwahl verstanden, den Leser in sie hineinzuversetzen, zu verstehen. Gleichzeitig erlebt man spannende, gruselige, aber auch lustige Szenen. Durch die wechselnden, kurz gehaltenen Kapitel lässt es sich sehr gut lesen.
Das Cover ist schlicht gehalten und die darauf abgebildeten Vögel – Schwalben – sind symbolisch zu verstehen. In vielen Märchen und Legenden verkörpert die Schwalbe einen guten Freund.
Chappaeu! Das Jugendbuch-Debüt von Charis Cotter ist rundum perfekt.