Rezension

früher skandalös, heute etwas zahm

The Tenant of Wildfell Hall - Anne Brontë

The Tenant of Wildfell Hall
von Anne Brontë

Bewertet mit 3 Sternen

Mein erster von den Brontë-Schwestern und zwar von Anne Brontë. Der Roman handelt von einer Frau namens Helen Huntingdon alias Helen Graham die mit ihrem Sohn plötzlich in die Nachbarschaft von Gilbert Markham zieht, aus dessen Sicht die Handlung in einem fiktien Briefwechsel im ersten Teil geschildert wird. Er verliebt sich in sie. Aufgrund der Tatsache, dass die junge Witwe alleine lebt und ab und zu Besuch des Hausbesitzers erhält, sprudeln schon bald die Gerüchte im Dorf. Gilbert fühlt sich betrogen und verlangt Erklärung. Daraufhin händigt ihm Helen ihr Tagebuch aus, in dem ihre bisherige Lebensgeschichte beschrieben ist. Die Perspektive wechselt nun zu Helens Sicht. Als achtzehnjähriges Mädchen verliebte sie sich in Arthur Huntingdon, einen charmanten Mann, der allerdings auch den Freuden des Alkohols und der Frauen zugetan ist. In der Hoffnung ihn ändern zu können und gegen Ratschlag ihrer Tante heiratet sie ihn. Die Ehe erweist sich als Katastrophe. Helen plant die Flucht....
Soweit zur Handlug des Romans, der zu seiner Zeit sicherlich skandalös gewesen war. Es war undenkbar, dass eine Frau ihren Mann verlässt und sich selbst ernähren konnte. Dieses selbstbewusste Handeln der Helen gefiel mir und auch der Perspektivenwechsel im Buch.
Mehr aber aus ein Buch, das die Rechte der Frauen behandelt geht es jedoch meiner Meinung nach um die Folgen von Alkoholismus und eines lasterhaften Lebens und dieser moralische Zeigefinger hat mir einiges an Spaß verdorben. Ebenso die Frömmigkeit Helens, die sie stets benutzt, um an die Tugend ihres Mannes zu appellieren und ihn zur Bitte um Vergebung vor Gott anzuflehen. Sie wirkt zu gut für diese Welt. Das war sicher vor zweihundert Jahren gang und gebe, wirkt heute aber altbacken. Ein weiterer Minuspunkt war die Perspektive eines Briefwechsels für Gilbert. Er hätte sich doch auch einfach mit seinen Gedanken an die Leserschaft wenden können als dass hier ein einseitiger Briefwechsel von der Autorin fingiert wird.