Rezension

Für alle, die Greifvögel faszinierend finden

H wie Habicht - Helen Macdonald

H wie Habicht
von Helen Macdonald

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch zu lesen ist tatsächlich wie eine Reise. In die Geschichte der Falknerei, ihr Vokabular, der (Status-)symbolik der Greifvögel bis hin zu den Mythologien, zum Anderen aber auch ein großartiges Resümee über das Verhältnis von Mensch und Natur.

"Ich war am Ende. Irgendetwas tief in mir drinnen versuchte, sich neu zu erschaffen, und das Vorbild dafür saß vor mir, auf meiner Faust. Der Habicht war all das, was ich sein wollte: ein Einzelgänger, selbstbeherrscht, frei von Trauer und taub gegenüber den Verletzungen des Lebens."

Die Flucht in die Natur als Mittel der Trauerbewältigung ist im Menschen tief verwurzelt.

Macdonald erzählt beeindruckend und im sehr schönen Stil von der Zähmung. Dabei zeigt sie Mabel in allen Facetten. Gerade noch auf Jagd nach Beute gewesen, spielt sie wenig später mit Papierkugeln und freut sich darüber wie ein kleines Kind.

Die Autorin lässt Falkner aus der Vergangenheit und Gegenwart zu Wort kommen, der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Lebenslauf von T. H. White und die Abrichtung seines Habichts Gos. Sie entwirft eine kritische wie einfühlsame Charakterstudie eines - wie ich finde zutiefst unglücklichen - Mannes.

Die Trauer und Auseinandersetzung mit dem Tod des Vaters nimmt neben den o.g. Handlungssträngen meiner Meinung nach nur eine kleine Rolle ein. Das Buch ist weit davon entfernt, ein Trauerbewältigungsexempel zu sein.

Während des Lesens war ich immer wieder erstaunt wie fließend und geschickt, diese drei Handlungstränge ineinander verwoben wurden. Alles ist in sich stimmig und der Lesefluss wird zu keinem Zeitpunkt unterbrochen.