Rezension

Fuer alle die manchmal um Ruhe schreien

Still - Thomas Raab

Still
von Thomas Raab

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Still: Chronik eines Mörders“ geschrieben von Thomas Raab, gelesen als gekürzte Hoerfassung von Frank Arnold. Erschienen im Argon Verlag am 14. Januar 2015

Karl Heidemann wird in die Dorfgemeinschaft in Jettenbrunn geboren. Vom Augenblick seiner Geburt leidet nicht nur er, sondern seine Eltern und das Dorf gleich mit. Karl hat ein so empfindliches Gehör, dass er den Fluegelschlag eines Schmetterlings hört, dass er nur um Stille ringt. Schnell sind die Eltern verzweifelt ob des ständig kreischenden Kindes, die Mutter ist gar so verzweifelt, dass sie das Kind unter Wasser drückt. Der Vater will es untersuchen lassen und findet durch Zufall heraus, dass Karl einfach nur Stille haben möchte. Von da an bleibt Karl im isolierten Keller des Hauses und seine Mutter wird seine Aufseherin und gleichzeitig Gefangene in den eigenen vier Wänden.

Thomas Raab nimmt uns mit in die Gefühlswelt eines Außenseiters, eines Kindes, das alles hören kann, vieles nicht versteht. Auch nicht als aus dem Kind ein Teenager wird, von der Außenwelt abgeschnitten aber von den Problemen der Mitmenschen überfrachtet. Durch die Jahresangaben stellt man immer wieder fest, dass die Geschichte nicht schon hundert Jahre her ist wie es einem oft vorkommt, sondern in jüngerer Vergangenheit spielt wo man sich sofort fragt warum denn niemand dem Kind wirklich hilft.

Frank Arnold liest ausgezeichnet und einfühlsam. Ich konnte mit Karl mitfühlen, ich glaube sogar, dass ich ihn teilweise verstanden habe und vor allem verstanden habe warum er zu den einzelnen Zeitpunkten so und nicht anders handeln musste. Eine interessante und außergewöhnliche Biographie eines erfundenen Menschen.