Rezension

“Für immer am Meer” von Veronica Henry

Für immer am Meer - Veronica Henry

Für immer am Meer
von Veronica Henry

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem Jane Miltons kürzlich verstorbener Ehemann ihr nichts als Schulden hinterlassen hat, steht sie vor einer schweren Entscheidung: Sie muss ihre Strandhütte an der Südküste Englands, die seit fünfzig Jahren im Besitz der Familie ist, zum Verkauf anbieten. Hilfe erhält sie dabei von Ray, dem Verwalter der Strandhütte, der die warmherzige Jane nur ungern gehen sieht. Auch Janes Söhne und deren Familien sind mit dem Verkauf ganz und gar nicht einverstanden. Doch ein letzter langer Sommer in dem malerischen Ort Everdene liegt noch vor ihnen — ein Sommer voller Erinnerungen und unerwarteter Wendungen …

Kurze, teilweise ziemlich traurige Geschichten am Meer

Jane Milton steht plötzlich alleine da, als ihr Mann stirbt. Ihre Ehe war schon alles andere als Zuckerschlecken, und nun hat ihr Mann Graham ihr auch noch einen riesen Schuldenberg hinterlassen. Sie entschließt sich schweren Herzens dazu, ihr Strandhaus in Everdene (englische Küste) zu verkaufen. Doch in diesem Sommerdomizil trifft sich seit Jahrzehnten ihre gesamte Familie, für einige bedeutet die Strandhütte alles. Denkt Jane.

“Für immer am Meer” von Veronica Henry ist ein typischer Fall von “ich habe nicht das bekommen, was der Klappentext mir versprochen hat”. Der Klappentext liest sich so, als würde man hier eine schöne Liebesgeschichte präsentiert bekommen, die wunderbarerweise am Strand spielt und somit für Tage, an denen selbst in unseren Gefilden mal Temperaturen von 30°C herrschen, geeignet ist.

Aber in “Für immer am Meer” findet der Leser keinen zusammenhängenden Liebesroman, sondern eigentlich vierzehn kurze Geschichten. Diese handeln entweder von Jane Milton selbst, ihren Familienangehören (vor allem ihren Söhnen) oder von anderen Strandhaus-Besitzern bzw. Gästen in Everdene, die teilweise gar nicht mit der Milton-Familie in Verbindung stehen. Aber alle stehen sie in einer Verbindung zu diesem Feriendomizil am Meer. Und in den Geschichten geht es vor allem um Schicksale und Lebenswege von Frauen, teilweise auch um schwere Entscheidungen. Da ist die Frau, die eine Affäre beginnt, weil sie in ihrer Ehe so unglücklich ist. Oder die, die gemeinsam mit ihrem Mann ein seelisch zerbrochenes Kind adoptiert hat und verzweifelt versucht eine Beziehung zu ihm aufzubauen. Die Geschichten thematisieren also vor allem tragische Lebensumstände oder weitreichende Entscheidungen, bis sich am Ende der Bogen zur Geschichte von Jane Milton und ihrem Strandhaus schließt.

Mir hat “Für immer am Meer” gut gefallen. Der Schreibstil lässt sich derart flüssig lesen, dass ich etwa ⅔ dieses Romans an einem Tag durch hatte. Da die Geschichten aber alle ähnlich sind – meistens handeln sie von kaputten Ehen und deren Ursachen bzw. Folgen – hätten mir etwa zehn kurze Geschichten auch gereicht, vierzehn hätten es nicht sein müssen. Außerdem war ich enttäuscht, da aus dem Klappentext nicht recht hervorgeht, dass es sich um keine geschlossene Geschichte handelt.

Dadurch, dass die Geschichten am Strand von Everdene bzw. in Everdene spielen oder mit diesem Ort verbunden sind, kommt tatsächlich etwas Sommer-Sonne-Strand-Feeling auf. Allerdings wurde dieses ein wenig durch die teilweise wirklich traurigen Geschichten gestört. Wer also eher ein lustiges Strandbuch sucht, sollte bei “Für immer am Meer” nicht unbedingt zugreifen, da es die Geschichten teilweise in sich haben. (Bei einer, am Schluss, habe ich sogar ein paar Tränen verdrückt. Das waren allerdings Freudentränen.)

Interessant an diesem Buch fand ich vor allem, wie es Veronica Henry schafft, die verschiedenen Familien- bzw. Frauenschicksale durch den Ort Everdene zu verknüpfen. Für jeden hat das Strandhaus in Everdene eine andere Bedeutung. Teilweise sind die Figuren untereinander nicht verwandt, kennen sich nicht einmal, aber tauchen dann wieder in den anderen Everdene-Geschichten auf. Außerdem muss noch erwähnt werden, dass der größte Teil in “Für immer am Meer” Erzählung ist, also wenig wörtliche Rede vorkommt.

Alles in allem hat mir “Für immer am Meer” einige schöne Lesestunden beschert, bei denen auch jede Menge Strandfeeling aufkam. Allerdings waren mir die Geschichten teilweise zu traurig und es hätten auch ein paar weniger Geschichten sein können, da sie sich teilweise ähneln (kaputte Ehen usw.). Wer ein leichtes Strand- oder Sommerbuch sucht, ist hier nicht richtig. “Für immer am Meer” verlangt dem Leser tatsächlich einiges ab.

Ein paar Infos zu den typischen englischen Strandhütten, sowie einige leckere Rezepte runden dieses Taschenbuch ab.