Rezension

für mich der Abschluss einer gelungenen Trilogie

Vielleicht können wir glücklich sein -

Vielleicht können wir glücklich sein
von Alexa Hennig Lange

Vielleicht können wir glücklich sein“ bildet als dritter Band den Abschluss der Heimkehr-Trilogie und für mich war dieses Buch eine runde Sache.

Wieder wird auf zwei Zeitebenen erzählt.1944, Klara hat mittlerweile 4Kinder und Georg, „Täwe“ ist im Krieg. Ihre Stelle als Leiterin des Kinderheimes hat sie aufgegeben, gibt aber immer noch vor,sich mit dem Regime arrangiert zu haben. Klara versucht ihren Alltag zu meistern, sofern das unter den Umständen möglich ist. Mit ihren Gedanken ist sie oft bei Tolla, die sie in gutem Willen, dass es ihr dann besser geht, mit der Kinderlandverschickung nach England verschickt hat. Der Zug ist aber nicht in England angekommen, sondern in Theresienstadt. Klara macht sich Vorwürfe, vor allem als Täwe ihr berichtet, dass Tolla eine der Menschen war, die er auf dem „Todesmarsch“von Ausschwitz gesehen hat.Lebt Tolla noch? Schon seit langem bleiben ihre Briefe unbeantwortet. War es falsch Tolla wegzugeben?

In der Gegenwart ist Isabell, die Enkelin von Klara diejenige , die zusammen mit ihrer Mutter das Haus ihrer Großmutter nach ihrem Tod ausräumt und dabei die Kassetten ihrer Großmutter gefunden hat, auf denen sie ihre Geschichte und die von Tolla, einem jüdischen Mädchen, die sie als ihre Tochter ausgegeben hat, erzählt. Isabell will Klaras Lebensgeschichte als Buch herausbringen und beschäftigt sich ausgiebig mit Klaras Geschichte. Klara, die Großmutter, die immer etwas harsch und streng mit ihr war und die ihrer Ansicht nach mehr gegen das NS Regime hätte vorgehen sollen,mehr Widerstand hätte leisten können und nicht wie Klara, sich arrangieren .

Gerade hier im letzten Band der Trilogie wird noch mal der Unterschied des Denkens innerhalb der Generationen klar. Wer hat sich schuldig gemacht?Hätte man mehr wissen können und dementsprechend handeln?Hätte man Tolla retten können?

Ich kann mich daran erinnern, dass auch ich viele dieser Fragen meinen Eltern gestellt habe. „Warum habt ihr nicht mehr Widerstand geleistet, ihr könnt mir doch nicht erzählen, dass ihr nichts gewusst habt.“
Es ist immer leicht aus einer Komfortzone heraus Vorwürfe zu machen, aber gerade dieses Buch zeigt auf, wie schwierig es war, durch diese Zeiten zu kommen. Nicht jeder war geeignet und mutig genug in den Widerstand zu gehen, viele haben im Kleinen Widerstand geleistet, wie Klara mit Tolla. Hätte sie das Leben ihrer vier Kinder auf‘s Spiel setzen sollen.?Ich denke auch, dass die Menschen zu der Zeit Verdrängung als Mittel der Wahl angewandt haben, um nicht verrückt zu werden. Wenn sie alles an sich herangelassen hätten, hätte sie die Zeit nicht überlebt. An Klara sieht man, wieviel Kraft es sie gekostet hat, für ihre Kinder stark zu bleiben und ihnen eine einigermaßen „schöne „Kindheit zu bieten in all dem Elend und der Gewalt und gleichzeitig nach außen den Schein aufrecht zu erhalten regimetreu zu sein. Was wäre die Alternative gewesen, was hätten wir gemacht mit 4 Kindern?

Ich finde es ist der Autorin gut gelungen diesen Zwiespalt darzustellen, die Schuld, die Klara immer in sich trug Tolla gegenüber, die sie in ihrem Innern verschließen musste, um nicht verrückt zu werden.
Wer sind wir und woher nehmen wir die Arroganz hier Vorwürfe zu formulieren, wo wir uns nicht im Ansatz vorstellen können, was diese Menschen durchgemacht haben.

Wir leben in einer Demokratie,in der wir ohne Angst vor Strafe unsere Meinung äußern dürfen.Wir haben nur durch Berichte aus den Medien eine Vorstellung davon, was in Autokratien passiert und mir reicht schon die Vorstellung, um Verständnis und vor allem Respekt vor Menschen zu haben, die einfach nur versuchen zu überleben.

Bücher wie diese sind wichtig, um daran zu erinnern, welches Unrecht geschehen ist und vor allem, wie gut es uns heute geht. Kämpfen wir dafür, dass so etwas nie wieder geschieht.