Rezension

Für mich hätte es ein wenig spannender sein dürfen

Gefährlich nah - Louise Millar

Gefährlich nah
von Louise Millar

Bewertet mit 4 Sternen

Das Schicksal meint  es wirklich nicht gut mit Kate Parker. Ausgerechnet am Tag ihrer Hochzeit kommen Kates Eltern bei einem Unfall ums Leben. Einige Jahre später wird ihr Ehemann bei einem Einbruch ermordet und nun scheint sie selbst von einer Einbruchsserie heimgesucht zu werden. Denn innerhalb weniger Wochen wird ihr Haus zweimal zum Ziel der Langfinger, wobei im Rest des Viertels niemand etwas Ähnliches zu melden hat. Kein Wunder also, dass sie nun versucht sämtliche Risiken für sich und ihren Sohn Jack auf ein Minimum zu reduzieren. Ständig hat sie irgendwelche Zahlen im Kopf und berechnet beinahe zwanghaft das geringste Risiko. Als Kate einen Sicherheitskäfig in ihr Haus einbauen lässt, um sich und Jack vor den nächsten Einbrechern zu schützen, greifen ihre Schwiegereltern ein. Denn sie haben Angst, dass ihr Enkel sich in dieser Umgebung nicht altersgemäß entwickeln kann und drohen damit, sich beim Jugendamt dafür einzusetzen, dass Jack zu ihnen kommt, wenn Kate nicht von ihren Zwängen lässt. Kate sieht selbst ein, dass sie sich und ihr Leben ändern muss, damit Jack normal aufwachsen kann. Als plötzlich ein Oxford-Professor in ihr Leben tritt, der sogar ein Buch darüber geschrieben hat, wie man den Wahrscheinlichkeiten ein Schnippchen schlägt  und damit das eigene Leben verändert, versucht Kate sich mit seiner Hilfe von ihren Zwängen zu befreien. Das scheint ihr täglich ein Stückchen besser zu gelingen. Deshalb geht sie auch locker damit um, dass aus Jacks Schrank manchmal merkwürdige Geräusche zu hören sind, Essen aus dem Kühlschrank fehlt und der Student von nebenan ein wenig zu aufdringlich ist.....

Der Einstieg in Kates Geschichte gelingt relativ mühelos. Denn Kate ist eine sehr sympathische Hauptprotagonistin, die man einfach mögen muss. Man erfährt nach und nach, was sie in den letzten Jahren durchmachen musste und kann deshalb im Ansatz nachvollziehen, dass sie nun gerne sicher wäre, dass ihr und ihrem Sohn nichts mehr passieren wird. Dennoch möchte man sie am liebsten schütteln, wenn sie mit ihren Berechnungen beginnt und beinahe zwanghaft das geringste Risiko ausrechnet.

Gerade am Anfang plätschert die Geschichte ein wenig vor sich hin. Sie ist zwar interessant, kommt aber ohne nennenswerte Höhen oder Tiefen daher. Man hat zwar beim Lesen ein leicht mulmiges Gefühl und stellt sich die Frage, was es mit diesem Studenten und den merkwürdigen Geräuschen im Schrank, wohl auf sich haben mag. Doch von Nervenkitzel oder Gänsehautfeeling ist man weit entfernt. Dennoch fliegt man förmlich über die Seiten, da der Schreibstil sehr flüssig und angenehm lesbar ist. Man kann mühelos in die Erzählung eintauchen, auch wenn sie nicht ganz das ist, was man sich vom Klappentext her erhofft hatte.

Zum Ende hin zieht die Spannung allerdings deutlich an und eine überraschende Wendung sorgt dafür, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag und erst zufrieden ist, wenn man das Ende kennt.

Ich habe mich beim Lesen dieses Psychothrillers gut unterhalten. Allerdings muss ich gestehen, dass ich mir deutlich mehr Spannung und Nervenkitzel erhofft hatte. Denn davon war gerade in der ersten Hälfte nicht besonders viel vorhanden. Trotzdem hat mich Kates Geschichte in ihren Bann gezogen, sodass ich mit meiner Bewertung nun  hin- und hergerissen bin. Denn fast bis zum Schluss hätte ich nur drei Bewertungssternchen vergeben. Die überraschende Wendung hat das Ruder dann aber komplett herumgerissen, sodass das Buch nun vier, wenn auch schwache, Bewertungssternchen auf meiner persönlichen Leseskala erhält.