Rezension

Ganz anders, als erwartet und ich denke, genau das war auch mein Hauptproblem, denn ich hatte mir einfach etwas lockereres, humorvolleres gewünscht und das ist hier nicht der Fall.

Das Glück wächst nicht auf Bäumen - Wendy Wunder

Das Glück wächst nicht auf Bäumen
von Wendy Wunder

Also "Das Glück wächst nicht auf Bäumen" von Wendy Wunder war ja eigentlich rundherum vielversprechend: Der Name der Autorin, das Cover, der Titel und natürlich auch die Inhaltsangabe, alles klang wahnsinnig vielversprechend, nach einem humorvollen und unterhaltsamen Road Trip zweier bester Freundinnen, von denen auch noch eine Hannah heißt (ich habe ja eine Schwäche für Protagonistinnen, die so heißen wie ich ;) ).

Allerdings bekommt man hier nicht ganz das, was man erwartet. Denn beim letzten Satz der Inhaltsangabe, "Und Hannah weiß auch, dass ihnen vielleicht nicht mehr viel Zeit bleibt – denn Zoe ist krank und jeder Tag mit ihr ein kostbares Geschenk.", denke ich zumindest unweigerlich an irgendeine tödliche Krankheit á la Krebs. Dem ist allerdings nicht so, denn die Krankheit, die Zoe plagt, ist eine psychische, sie leidet an einer bipolaren Störung.

Und hier fängt mein Problem an, denn Zoe ist krank und ihre Krankheit ist keine, der man davonlaufen kann oder bei der man sich, in der sicheren Gewissheit bald zu sterben, mit der besten Freundin noch ein paar schöne Tage macht. Die Darstellung ihrer Krankheit ist - im Vergleich zu anderen Jugendbüchern, die von solchen Themen handeln - ganz okay, aber die Geschichte drumherum leider nicht - fand ich.

Denn welche beste Freundin macht sich mit einer psychisch Kranken, die ihr gestanden hat, dass ihre Psychiaterin sie für einen Klinikaufenthalt einweisen lassen will, weil sie eine Gefahr für sich selbst darstellt, auf quer durchs Land und unterstützt sie dabei, hauptsächlich durch absolute Untätigkeit, in ihrem unmöglichen Verhalten?

Es ist nicht, dass ich nicht denke, dass jemand wie Zoe nicht auch ein bisschen Spaß verdient hätte, aber dieser Road Trip ist kein Spaß und das ist das Problem. Denn eigentlich geht es mehr darum, dass Hannah hinter Zoe her dackelt, die sich Hals über Kopf in allerlei Unsinn stürzt und dabei hofft Hannah lediglich, dass die neuste Aktivität ihre beste Freundin nicht endgültig durchdrehen lässt.

Damit hätte man doch irgendwie besser umgehen können, oder? Genau wie mit der Ausgangssituation, die die beiden Mädchen dazu treibt, sich überhaupt erst auf diesen Road Trip zu begeben, denn die erschienen mir, außerhalb der kaputten Familienstrukturen, ziemlich weit hergeholt, aber nun ja.

Allerdings ist die Idee an sich, die Idee, dass Zoe Hannah beibringt endlich einmal los zu lassen, Dinge für sich selbst zu tun, große Träume zu haben und all solche Dinge, die für Leute in ihrem Alter eigentlich ganz natürlich sein sollten. Dummerweise ist Hannah allerdings langweilig. Und das wird auch wirklich nicht besser, was sehr, sehr schade ist.

Insgesamt ist Wendy Wunders "Das Glück wächst nicht auf Bäumen" doch eine ziemliche Enttäuschung für mich gewesen. Ganz anders, als erwartet und ich denke, genau das war auch mein Hauptproblem, denn ich hatte mir einfach etwas lockereres, humorvolleres gewünscht und das ist hier nicht der Fall. Außerdem konnte ich mit Hannah einfach nichts anfangen, sie war mir viel zu passiv und - auch wenn die Freundschaft zwischen den Mädchen wirklich gut dargestellt ist - hatte ich so meine Probleme mit dem Umgang mit Zoes Krankheit. Schade!

Allerdings: Wendy Wunders Schreibstil ist toll und wie gesagt, auch die Idee konnte mich begeistern und da deren Umsetzung im Debüt der Autorin, "Flamingos im Schnee", diversen Rezensionen zu Folge deutlich besser gelungen sein soll, ist das Buch schon mal auf meinen Wunschzettel gewandert ;)