Rezension

ganz nett

Am Ende gibt's ein Feuerwerk - Brooke Fossey

Am Ende gibt's ein Feuerwerk
von Brooke Fossey

Bewertet mit 1.5 Sternen

Roadmovie mit Senioren

 

Die Lektüre des Romans geschah rein zufällig. Sale bei einer Bücherkette. Protagonisten sind Duffy (88) und sein Freund Carl (86), seit drei Jahren teilen sie sich ein Zimmer im Seniorenheim und haben sich gegenseitig die Lebensbeichte abgelegt, Carl, der Denker im Hintergrund, Duffy, das Sprachrohr, 'die gütigen Herrscher der Centennial Seniorenresidenz' (13), Nomen et Omen.

'Carl war wie eine Bruder für mich. Nicht, weil wir zusammen aufgewachsen waren, sondern weil wir die letzten Tage, Wochen und Monate unseres Lebens zusammen verbrachten. Und unsere Beziehung basierte auf einer einfachen Tatsache: Carl war ein besserer Mensch als ich.Er war gottesfürchtig, gutmütig, wohlerzogen. Er war alles, was ich nicht war, und deshalb gaben wir ein tolles Paar ab' (54).

Duffy ist ein seit Jahren trockener Alkoholiker. Die Handlung kommt so richtig in Gang, als Josie, Carls Enkelin und Tochter seiner verstorbenen Tochter Kaija, 'entstanden' aus einer außerehelichen Affäre, mit der Carl jahrelang keinen Kontakt mehr hatte, auftaucht. Carl will Josie loswerden, da er bei deren Entdeckung ihre Abschiebung in ein anderes, unwillkommenes Altersheim fürchtet.

Die Themen sind vielfältig, Alter und Tod, Einsamkeit und Alkoholismus, Männerfreundschaft, Schuld und Sühne, Neuanfang und Abschied, Generationen, Kontaktabbruch, Kommunikationsunfähigkeit, Wahrheit und Lüge, Schmerz, Liebe, Beziehungen, Schicksalsschläge, das ganz normale Leben also.

Die Sprache ist locker und flockig, kolloquial, derb bis fäkal (Zitate spare ich an dieser Stelle aus) und der Roman lässt sich zur Unterhaltung quasi in einem Zug durchlesen. Es ist das Debüt der Autorin ohne jeglichen profunden literarischen Anspruch. So finden wir keine poetische Sprache oder besonders tiefschürfende Metaphern. Das ein oder andere Bild taucht auf: 'Ich sah auf der einen Seite den sicheren Strand und auf der anderen Seite das weite Meer, und ich hatte mir in den Kopf gesetzt, noch weiter hinauszuschwimmen'(89). Von der Thematik und hinsichtlich der Protagonisten und der Entwicklungen erinnert der Roman streckenweise an den 'Hundertjährigen, der aus dem Fenster sprang'. Auch Humor ist vorhanden, z.B. als Duffy auf das Motorrad klettert ;'Ich muss ja nur hinten Ihnen sitzen. Und sitzen kann ich. Das übe ich jeden Tag'(124) oder 'Alice (…) Ihr rosafarbener Lippenstift hatte beim Auftragen eine falsche Abzweigung genommen und führte ein wenig über ihre Oberlippe hinaus (...)(163)'.

Genre: Unterhaltung, manchmal ein Jugend-/Rentner-Schelmenroman, eine Art Roadmovie mit Senioren, manchmal auffällig fiktiv und ein wenig überzogen, z.B. das Pistolenduell am Ende. Für den offiziellen Ursprungspreis hätte ich mir den Roman nicht gekauft, er kann jedoch etwas Witziges, eine leichte, unterhaltsame Kost für Zwischendurch-Momente sein.