Rezension

Garvie und der Gimpel

Kid Got Shot - Simon Mason

Kid Got Shot
von Simon Mason

Bewertet mit 2.5 Sternen

Vorab: Ich bin immer noch ein Fan der Reihe und würde auch einen dritten Teil lesen, wenn er denn jemals erscheint. Tatsache ist aber, dass dieser zweite Band um Superhirn Garvie Smith doch einige Schwächen aufweist.

Der Anfang hatte mir eigentlich recht gut gefallen, es beginnt mysteriös. Ein toter Junge wird in einem abgelegenen Lagerhaus gefunden, neben ihm ein leerer Geigenkasten. Wie der Zufall so will, handelt es sich erneut um einen Schüler der Marsh Academy (in Band 1 traf es Chloe Dow) und natürlich fühlt sich der 16-jährige Garvie Smith auch dieses Mal berufen, in dem Fall zu ermitteln.

Ich weiß gar nicht so genau, wo ich anfangen soll. Hier stimmte einfach sovieles nicht. Man könnte es auf zwei Kritikpunkte herunterbrechen: Zum einen übertreibt Simon Mason es teilweise wirklich fürchterlich: Beispielsweise bei der Liebesgeschichte, wenn man es so nennen kann.  Garvie entwickelt Gefühle für Zuzana, die neue Freundin seines Kumpels Alex. Dabei wirkt Zuzana wie eine Femme fatale, die es geradewegs aus einem alten Krimi Noir der 1940er Jahre in eine Jugendserie des 21. Jahrhunderts verschlagen hat. Nein, das war zu seltsam, zu künstlich.

Gleiches Problem hinsichtlich des Chaos', das Garvie innerhalb der örtlichen Polizeibehörde anrichtet: Dieses Tohuwabohu, angezettelt von einem Teenager, habe ich Mason nicht abgenommen. Und auch Garvies ständige Schwänzerei (rein zufällig tut sich vor jedem wichtigen Klausurtermin eine heiße Spur auf) ist dieses Mal zu dick aufgetragen.

Zum anderen werden die Fährten und Umstände des Mordfalles recht unzusammenhängend, dafür aber mit einer anstrengenden Neigung zur Wiederholung in die Geschichte  eingewebt. Der Mittelteil war mir schlicht und ergreifend zu langweilig. Ich hatte das Gefühl, in einer Zeitschleife festzustecken, nur um wieder und wieder dieselben Wege zu gehen, dieselben Personen aufzusuchen, ähnliche Gespräche zu führen. Jeweils ohne Ergebnis. Bzw. nur Ergebnisse, die sich in Garvies Kopf abspielten, die er dem Leser aber zu selten mitteilte. Ehrlich gesagt, habe ich zum Ende hin stellenweise den Überblick über die Details verloren.

Zwischendurch wurde es durchaus spannend. Der Humor war wieder nett. Positiv zu Kenntnis genommen habe ich auch, dass Mason versucht, Garvies Persönlichkeit - diese seltsame Mischung aus extrem unsozial und anteilnehmend - herauszuarbeiten. Und auch das multikulturelle Stadtbild, das gleichermaßen von Kriminalität, Rassismus und dann wieder Verbundenheit geprägt ist, gefiel mir.

Dennoch: Im Ergebnis war mir dieser Fall zu unstimmig. Ich hoffe auf einen dritten, vor allem aber wieder spannenderen Teil.