Rezension

Gefühlskalte Welt

Mit Haut und Haaren - Arnon Grünberg

Mit Haut und Haaren
von Arnon Grünberg

Bewertet mit 4.5 Sternen

 

"Der destruktive Charakter lebt nicht in dem Gefühl, daß sein Leben lebenswert sei, sondern daß der Selbstmord die Mühe nicht lohnt". Dieses Zitat Benjamins trifft irgendwie auf Roland Oberstein, den Protagonisten des Romans, zu. Er ist ein Wirtschaftswissenschaftler, der sich mit der Geschichte von Spekulationsblasen beschäftigt, als "Hobby" daneben noch völlig emotionslos mit der ökonomischen Seite des Holocaust. Genauso emotionslos begegnet er anderen Menschen. Eine Historikerin, die ihn verführen möchte, knallt er das eingangs erwähnte Zitat im Fahrstuhl an den Kopf, erst viel später schläft er mit ihr, weil er nicht unhöflich sein möchte. Seine Frau und seinen Sohn hat er bereits für seine Wissenschaft zurückgelassen, seine Geliebte sitzt allein in Holland, während er in den USA sein Geld verdient. Alles in Allem ein Seelenkrüppel, der zu Empathie nicht einmal ansatzweise fähig ist. Demenstsprechend pflastern Opfer bis zum bitteren Ende seinen Weg.
Wie eine der anderen Rezensionen richtig beschreibt, der Roman ist eine schonunglsose Darstellung einer gefühlskalten Welt, über die auch der reichlich praktizierte Sex nicht hinweg hilft, zumal Liebe in den seltensten Fällen dazu beiträgt.