Rezension

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Gefühlvoller Roman, der unter die Haut geht

Das Jahr der Wunder - Amy Hatvany

Das Jahr der Wunder
von Amy Hatvany

Bewertet mit 5 Sternen

Hannah Scotts Welt zerbrach an dem Tag, als ihre Tochter Emily bei einem tragischen Unfall ums Leben kam. Nun, ein Jahr später, begegnet Hannah unerwartet der fünfzehnjährigen Maddie Bell, der Emilys Organspende das Leben rettete … Die Familie Bell jedoch hat ganz eigene Probleme. Maddies Mutter Olivia wird von ihrem Ehemann unterdrückt – doch wenn sie ihn verließe, würde sie ihre Tochter nie wiedersehen. Maddie wiederum sehnt sich nach Normalität. Gemeinsam erkennen die völlig unterschiedlichen Frauen, dass das Leben zwar voller Komplikationen steckt, manchmal aber auch voller Wunder …

Kein Elternteil wünscht sich diese Situation, mit der das Buch "Das Jahr der Wunder" von Amy Hatvany beginnt.
... Kreischen von Bremsen, ein dumpfer Aufprall ... Nanosekunden, die eine Mutter nie vergisst - wenn das eigene Kind vor deiner Haustür verunglückt.
Die zwölfjährige Emily kann auch durch eine Notoperation nicht gerettet werden. Der Arzt erklärt Hannah, Emilys Mutter, dass die Hirnfunktion ausgefallen ist. Emily wird nur noch durch Maschinen am Leben erhalten. Aufgrund ihrer sehr seltenen Blutgruppe wird die alleinerziehende Hannah mit der Frage konfrontiert, ob Emily als Organspenderin zur Verfügung stünde.
Und genau durch solch eine Organspende wird das Leben der 15-jährigen Maddie gerettet, das Mädchen mit der kaputten Leber, wie sie selbst sagt. Ihr Vater war reich, nur mit Geld kann man nicht alles kaufen. Keine neue Leber, und auch keine Liebe. Und sein Umfeld hat zu funktionieren, so wie er das wünscht. Wenn man Menschen liebt, schenkt man ihnen Zeit.

Die Autorin spricht besonders die Themen Organspende, Verlust, Trauer und häusliche Gewalt an. Erzählt wird die Geschichte von den drei Hauptprotagonisten Hannah, Maddie und ihrer Mutter Olivia.

Wenn dein Leben innerhalb von Sekunden nicht mehr das gleiche ist, wenn eine Mutter ihr einziges Kind verliert, wie würde man selbst damit umgehen? Diese Frage stellt sich dem Leser sicher während des Lesens.
Wieviel kann ein Mensch ertragen, um nicht an dem Leid zu zerbrechen?
Durch die wechselnden Perspektiven ist die Handlung lebendig und gut nachvollziehbar.

Der Zufall will es, dass Hannah Maddie als wahrscheinliche Organempfängerin von Emily erkennt. Wie sie sich Olivia und Maddie nähert, ohne diese durch den despotischen Ehemann und Vater in Gefahr zu bringen, zeigt sich deutlich. "Das Jahr der Wunder" ist sicher keine leicht-lockere Geschichte. Doch wer den Klappentext liest, kann das sicher erahnen. Amy Hatvany hat ihre Charaktere sehr gut beschrieben. Man konnte sie sich gut vorstellen.
Die Grundidee der Geschichte wurde gut umgesetzt. Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Ihre Ausdrucksweise finde ich sehr ansprechend und außergewöhnlich. Besonders gut finde ich auch, wie sie es schafft, Emotionen und Gefühle zu vermitteln.

Insgesamt überzeugte mich "Das Jahr der Wunder" durch die Themen, die die Autorin auf eine sehr bestimmte und eindringliche Art nahe bringt, aber nicht aufdringlich. Ebenso empfand ich, dass die Geschichte teilweise eine wirklich bedrückende Atmosphäre aufbauen konnte. Besonders zum Schluss des Buches wird es sehr dramatisch. Der Roman ist kein "normaler" Frauenroman, sondern ein Buch  mit Tiefgang
Wie würde ich mich in so einer Situation verhalten?

Mein Gesamteindruck war sehr gut. Ich kann es sehr empfehlen, einmal zu lesen!

Zitat inside:
Ein unsichtbarer roter Faden verbindet uns zu allen Zeiten und jeglichen Widrigkeiten zum Trotz mit jenen, denen zu begegnen uns vorherbestimmt ist. Der Faden kann sich spannen, sich verknoten und verwirren, doch reißen wird er nie.
Chinesisches Sprichwort.