Rezension

Gegen die Liebe helfen keine Maßnahmen

From Lockdown to Love -

From Lockdown to Love
von Katlyn S. Coen

Autorin Katlyn S. Coen hat ein sehr sensibles Thema mit viel Charme und Humor in einer schönen Geschichte verpackt: Klare Leseempfehlung!

Mit "From Lockdown to Love: Liebe gegen jede Inzidenz" ist am 23.06.2021 der Debüt-Roman des Autorin-Pseudonyms Katlyn S. Coen erschienen und hinsichtlich des Themas, hat sie eine mutige Wahl getroffen: Ein New-Adult Liebesroman mit Schwerpunkt auf dem Pandemie-Geschehen rund um Covid-19.
'Kann das gut gehen?' fragt man sich (zurecht), denn Corona hängt den allermeisten inzwischen wohl zum Hals heraus. Aber ich sage klar: Es kann!

"From Lockdown to Love" ist ein wirklich unterhaltsames Buch, das nicht nur für einige schöne Lesestunden sorgt, sondern sich auch hinreichend sensibel einem wirklich schwierigen Thema widmet und den Leser zum Mitdenken animiert.

Es geht um Runa und Talvi, die ihr Dasein als Studenten im Lockdown fristen und sehr unterschiedliche Ansichten haben, was die Corona-Krankheit und die damit einhergehenden Eindämmungsmaßnahmen betrifft.
Nach dem langersehnten Besuch im Piercing-Studio macht Runa die unschöne Bekannschaft mit dem Straßenbelag vor der Studiotürr und es ist ausgerechnet der unverschämt attraktive Talvi, der ihr wieder auf die Beine Hilft. Aber Talvi ist nur auf den ersten Blick ihr "Retter in der Not", denn der junge Mann hält so gar nichts von Masken-Tragen und Abstand halten. Eine Situation mit der Runa so gar nicht umzugehen weiß. In ihrer Familie ist ein regelrechter Konkurrenzkampf darüber ausgebrochen, wer sich am besten an die Corona-Regeln hält. Schnell ist klar, sie sollte sich von diesem Covidioten fern halten. Doch bekannterweise ist gesagt manchmal leichter als getan und so kommen sich Runa und Talvi immer Näher, bis ein einschneidendes Erlebnis darüber entscheidet, wie es mit ihnen weitergeht.

Autorin Katlyn S. Coen hat einen wirklich angenehmen, flüssigen Schreibstil, der einen leicht durch die Geschichte führt. Mir persönlich waren die vielen "verniedlichenden" Kosenamen in Runa's Familie ein bisschen zu viel des Guten, aber das ist natürlich sehr subjektives Empfinden. Es hat trotzdem gut in die Geschichte gepasst und irgendwann gewöhnt man sich daran.
Die Dialoge, besonders die zwischen Talvi und Runa, haben mir gut gefallen. Ihre Kabbeleien waren immer charmant zu lesen und konnten mich auch des Öfteren zum Schmunzeln bringen. Gleichzeitig hat man gerade hier gemerkt, dass sich die Autorin viel Zeit für die Recherche und die Auseinandersetzung mit dem Thema Corona und Maßnahmen genommen hat. So sind viele der Argumente, die zwischen Talvi und Runa ausgetauscht werden, sehr nachvollziehbar dargestellt und auch keineswegs aus der Luft gegriffen.
Was mir zu Beginn im Hinblick auf dieses Buch wichtig war, ist dass die Autorin nicht versucht, den Leser in die eine oder die andere Richtung zu schubsen, mit dem was ihre Protagonisten sagen. Das ist ihr für meine Begriffe auch gut gelungen. Talvi ist (zum Glück) kein Querdenker, sondern hat einfach eine sehr kritische Herangehensweise an das Thema Corona, hat aber auch stets eine Begründung für seine Aussagen im Petto. So muss Runa mit der Zeit auch lernen, dass unkritisches Annehmen aller Empfehlungen und Maßnahmen durchaus nach hinten losgehen kann. Als Leserin habe ich mich ebenso dazu angespornt gefühlt, meine Haltung zu dem ganzen Thema stärker zu reflektieren. Insgesamt hat mir Katlyn S. Coen's Umgang mit dem Corona Theman also gut gefallen.
Leider hat dann das Ende für mich persönlich zu viel Meinungslenkende Faktoren beinhaltet, aber das ist eine Einschätzung, die jeder für sich beim Lesen treffen muss. Ohne zu viel vorweg nehmen zu wollen, muss ich aber sagen, dass der Schluss, so wie er umgesetzt wurde, überraschend und ein toller Einfall war!

Ganz besonders gelungen sind die Charaktere. Zu Talvi und Runa will ich nicht zu viel sagen, aber es war spannend zu verfolgen, wie sie einander besser kennenlernen und wie sich ihr Umgang miteinander entwickelt hat. Man lernt im Laufe der Geschichte natürlich auch ihre Familien kennen, wobei Runas Familie definitiv stärker im Fokus steht. Obwohl sie teilweise durch den empfindlichen Umgang mit den Corona-Auflagen etwas hysterisch und extrem rüberkommt, zeigt sich doch schnell, dass jeder von ihnen das Herz am rechten Fleck hat. So ist Runa's Vater Risikopatient und verbringt seinen Lockdown-Alltag mit der Schnäppchenjagt im Supermarkt, ihre Mutter ist als Lehrerin hin und her gerissen zwischen Social Distancing und ihrer Verpflichtung zu Unterrichten und die Oma hat nur noch ihre Katzen und weiß nicht mehr, welchen Maßnahmen sie jetzt eigentlich nachkommen soll, und welchen nicht. Dann gibt es da noch die Tante, die jede Maßnahme in ihr eigenes Extrem treibt, aus schierer Panik sich und ihre Liebsten anzustecken. Ich schätze die meisten "Lockdown-Persönlichkeiten", die man in den letzten Monaten so kennenlernen konnte, sind auf die ein oder andere Weise vertreten.

Handlungs-technisch steht selbstverständlich die Geschichte zwischen Runa und Talvi im Mittelpunkt. Es finden aber auch immer wieder Situationen ihren Weg in die Handlung, die während dieser Zahlreichen Corona-Monate immer mal wieder Thema geworden sind. Von harmlosen Alltagsunterhaltungen bis zu gefährlichen und dramatischen Szenen, erleben auch Runa und Talvi allerhand. Und wie es am Ende mit ihnen ausgeht, muss dann jeder für sich lesen.

Fazit: Insgesamt war "From Lockdown to Love" für mich ein tolles Buch mit kleineren Schwachstellen, dass aber mit der Handlung und seinen Charakteren überzeugen konnte. Dass man "schon wieder mit Corona konfrontiert wird" ist für mich überhaupt kein Grund, es nicht zu lesen. Denn abgesehen davon, dass man selbst zum nachdenken animiert wird, ist es beinahe als würde man die letzten Monaten mit all ihren Sonderbarkeiten fast beiläufig Revue passieren lassen. "Ah, die Situation kenne ich"- Momente sind keine Seltenheit.
Auch verdient die Autorin meines Erachtens die Anerkennung dafür, sich an dieses heikle Theman herangetraut und daraus eine schöne Liebesgeschichte gemacht zu haben. Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung.