Rezension

Geheimnisvolle Familiengeschichte, bei der die Spannung durch Namensänderungen künstlich in die Länge gezogen wird, weshalb der Roman am Ende wenig originell erscheint.

Irgendwo für immer - Sarah Jio

Irgendwo für immer
von Sarah Jio

Bewertet mit 3 Sternen

Nach ihrer Scheidung begibt sich die Schriftstellerin Emily Grace zu ihrer Großtante Bee nach Bainbridge Island, wo sich die Sommer ihrer Jugend verbrachte. Sie hofft, dort die gescheiterte Beziehung zu verarbeiten und ihre Schreibblockade zu überwinden.
In Bees Strandvilla findet sie das Tagebuch einer Esther aus dem Jahr 1943, die darin ihre dramatische Liebesgeschichte schildert. Emily ist berührt von den Aufzeichnungen und möchte mehr über Esther und ihre Vergangenheit erfahren, da sie auf Nachfragen nur geheimnisvolles Schweigen erhält.

Die Geschichte handelt im Jahr 2005 und wird aus der Sicht von Emily geschildert, während sich die Vergangenheit aus den Tagebuchaufzeichnungen von Esther erschließt. Emily, die auf der Insel vor Seattle, auf der sie sich heimisch fühlt, auf ihre Jugendliebe Greg trifft und den charmanten Jack kennenlernt, entdeckt in dem Tagebuch der für sie unbekannten Frau nicht nur eine dramatische Liebesgeschichte, sondern auch ein Familiengeheimnis.

Das Setting auf der kleinen Insel mit den rüstigen älteren Damen ist lebendig und anschaulich beschrieben, Emilys Entwicklung allerdings vorhersehbar, zumal ihre Heilung auf der Insel und die Aufklärung ihrer Familiengeschichte innerhalb weniger Tage stattfindet. Dagegen überzeugt die Geschichte der Vergangenheit mit mehr Wendungen und erzeugt insbesondere durch die Frage Spannung, wie die Ereignisse und die Menschen aus dem Jahr 1943 mit der Gegenwart und Emily in einem Zusammenhang stehen. Durch Emilys Recherchen und Gespräche mit Zeitzeugen fügen sich die Puzzlestücke allmählich zusammen, während ihre Gefühle durch Missverständnisse durcheinander gewirbelt werden.

Sowohl Vergangenheit als auch Gegenwart bleiben ein wenig oberflächlich, beide Liebesgeschichten hatten noch Raum zur Entfaltung. Die Geschichte bleibt bis zum Schluss spannend, allerdings auch nur, weil die Autorin durch Spitznamen und zweite Vornamen die Identitäten der Figuren verzerrt und verschleiert, was die Geschichte am Ende etwas gekünstelt wirken und kreative Raffinesse vermissen lässt.