Rezension

Geisterfrau

The Woman Who Wouldn't Die - Colin Cotterill

The Woman Who Wouldn't Die
von Colin Cotterill

Bewertet mit 4.5 Sternen

 

Eigentlich könnte Dr. Siri die Pension genießen, soweit man die Pension im Laos des Jahres 1978 genießen kann. Doch als Dr. Siri mal wieder aneckt, wird er für ein paar Tage in paar Tage aufs Land geschickt, um zu klären, was es mit der Witwe auf sich hat, die zweimal starb. Diese Gelegenheit nimmt Dr. Siri ausnahmsweise gerne wahr. Denn so hofft er, seine Frau Daeng aus der Gefahrenzone zu bekommen. Nach ihr nämlich hat ein seltsamer alter Franzose gefragt, was nichts Gutes bringen kann. Zumal dieser Fremde auf recht unergründlichen Wegen ins Land kam und auch nicht auf den Pfaden wandelt, auf denen er behauptete wandeln zu wollen.

 

Man möchte ihn nicht missen diesen Dr. Siri, wohl einen der ungewöhnlichsten Detektive in der Krimiwelt. Der ehemals einzige Leichenbeschauer im kommunistischen Laos der 1970er langweilt sich als Rentner doch etwas. Und seine Mühen, mit der Geisterwelt in Kontakt zu treten, scheinen auch vergeblich. Doch in diesem nunmehr neunten Krimi um Dr. Siri geht es tatsächlich nicht in erster Linie um den werten Doktor, sondern mehr um seine Frau Daeng. Diese ist die beste Nudelköchin in Vientiane, ihre Vergangenheit jedoch liegt im Dunkeln. Auf ihrer Fahr ins Blaue versucht Dr. Siri den Geistern näher zu kommen, während Daeng sich der Vergangenheit stellt. 

 

Wie wir Dr. Siri kennen, seine ironische Art speziell mit Kadern umzugehen, so schnell ändert sich der alte Herr nicht. Witzig und zugleich spitz sind seine Kommentare und doch hat er ein weiches Herz, gegenüber seinem ehemaligen Mitarbeiter Mr. Geung, der mit dem Down-Syndrom geboren wurde und dem Hund Ugly, der ihm auf allen Wegen folgt. Und natürlich ist er ausgesprochen dankbar für die späte Liebe zu Daeng. Amüsant und fesselnd entwickelt der Autor die Geschichte von Dr. Siri und seiner Frau weiter und wie immer kleidet er das Ganze in einen spannenden Fall, in dem alles irgendwie ineinander greift und kein Wort überflüssig ist. Ein brillanter Plan, hinter den zu kommen, für den Leser nahezu unmöglich ist, selbst, wenn die Spürnase langsam in die richtige Richtung geführt wird. Sowie Dr. Siri denkt man manchmal, da kann doch was nicht stimmen. Doch erst die Erläuterungen des Doktors und seiner Gehilfen machen die Sache rund. 

 

Dr. Siri ist immer eine Lektüre wert, möge der Autor ihn nur möglichst langsam altern lassen.