Rezension

Gelungene Anthologie

Kurzgeschichten gegen Krebs -

Kurzgeschichten gegen Krebs
von

Bewertet mit 5 Sternen

„...Die Idee des Projekts war, möglichst viele Autorinnen und Autoren zu finden, die honorarfreie Texte für eine gemeinsame Geschichtensammlung beisteuern. Die Gewinne aus dem Verkauf der Kurzgeschichtensammlung werden zu 100% an die Deutsche Krebshilfe gespendet...“

Diese Sätze stammen aus dem Vorwort des Buches. Das Buch vereint 32 Geschichten von 22 Autoren. Die Erzählungen gliedern sich in vier Schwerpunkte:
- zum Schmunzeln
- Spannung und Staunen
- Nachdenkliches
- Hoffnung
So unterschiedlich wie der Inhalt der Geschichten, so verschieden ist auch der Schriftstils. In den ersten Erzählungen steht der Humor im Mittelpunkt. Es ist amüsant, die Gedanken eines Hundes zu lesen. Der zieht dabei folgendes Fazit:

„...Menschen können manchmal ganz schön komisch sein...“

Auch das Klassentreffen sorgt für eine handfeste Überraschung. Natürlich werden gekonnt Vorurteile bedient.

„...Am Nachbartisch sind drei Preußen gesessen, wirft einer aus der Runde der  Abschlussklasse 1971 ein. „Woher weißt du, dass das Preußen waren?“, fragt ihn nun der Karl. „Zuerst haben sie gefragt, was ein Schäuferle ist, dann haben sie sich gewundert, dass da wirklich ein Knochen drin ist...“

Die Krimis im zweiten Teil beschäftigen sich mit Mord, Diebstahl und Erpressung. Sehr amüsant fand ich die Entführung der Bierbrauer. Hier wurde gekonnt politisch überspitzt. Die letzte Erzählung dagegen ist eher berührend. Der Täter ahnt nicht, dass er nach vielen Jahren seinem Opfer gegenübersteht.
Im dritten Kapitel fällt es mir schwer, eine einzelne Erzählung herauszugreifen. Jede hat mich auf ihre spezielle Art zum Nachdenken gebracht. Eine der Geschichten allerdings lässt mich als Leser den Blick in eine mögliche Zukunft werfen, die hoffentlich nicht kommt. Hier ist ein Ausschnitt daraus:

„...Man konnte doch alles mühelos von zu Hause erledigen. Mit Freunden kommunizieren, Sport treiben, arbeiten, Sex. Es gab keinen Grund, nach draußen zu gehen...“

Damit kein falscher Eindruck entsteht: Mit Corona hat die Erzählung nichts zu tun.
In den letzten Geschichten geht es um Hoffnung. Das kann heißen, dass es nie zu spät ist, sich einen Traum zu erfüllen, dass Kindheitserinnerungen an bestimmte Gerichte und deren Duft gebunden sind oder das Freundinnen auf besondere Art zusammenstehen.
Im Anhang findet sich ein Kurzporträt aller beteiligten Autoren.
Die Anthologie hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Zusammenstellung ist gelungen. Eigentlich ist jede Geschichte etwas Besonderes. Natürlich habe ich in jedem Kapitel meinen Favoriten.