Rezension

Gelungener Abschluss

Das Erbe der Tuchvilla - Anne Jacobs

Das Erbe der Tuchvilla
von Anne Jacobs

Bewertet mit 4 Sternen

„...Du möchtest alle Probleme einfach mit der Hand wegwischen, wie man eine beschlagene Fensterscheibe sauber wischt. Der Frost ist weg, die Sicht ist klar - aber die Kälte dahinter verschwindet nicht...“

 

Wir schreiben das Jahr 1920. Paul Melzer hat in Augsburg zusammen mit Ernst von Klippstein die Leitung der Tuchfabrik übernommen. Es geht aufwärts. Deshalb richtet Paul für seine Frau Marie ein Atelier ein. Dort kann sie Garderobe entwerfen, herstellen und verkaufen. Allerdings ist Pauls Mutter Alicia von Anfang an dagegen. Sie lässt keine Möglichkeit aus, gegen Marie zu sticheln. Dafür stellt sie ohne Rückfrage Serafina von Dobern als Kindermädchen ein. Damit eskaliert die Situation. Kitty ist die erste, die die Villa verlässt, Marie wird ihr bald folgen.

Auch der letzte Teil der Trilogie gibt es einen guten Einblick in die Zeitverhältnisse und in das Leben einer Fabrikantenfamilie. Die Geschichte lässt sich flott lesen.

Der Schriftstil ist ausgereift. Das Eingangszitat ist eine Aussage von Marie gegenüber Paul. Der geht mir von Seite zu Seite mehr auf die Nerven. Anstatt seiner Frau beizustehen, zieht er gegenüber seiner Mutter den Kopf ein, nimmt sich ihrer Argumente an und versucht, deren Willen durchzusetzen. Dabei verschließt er die Augen gegenüber den Manipulationen von Serafina, die sich sehr viel herausnimmt und glaubt, sich über die anderen Bediensteten erheben zu können.

Entgegen kommt ihr dabei, dass Pauls Zwillinge sich nicht so entwickeln, wie er es gern hätte. Seine Tochter Dodo interessiert sich für Technik und Flugzeuge, sein Sohn Leo spielt mit Begeisterung Klavier. Das stellt für Paul die Welt auf den Kopf. Er hätte es gern umgekehrt, denn Leo soll eines Tages die Fabrik übernehmen. Dass Serafina mit körperlichen Misshandlungen erzieht, die so geschickt gehandhabt werden, dass sie nicht auffallen, bekommen weder Paul noch Marie mit. Das folgende Zitat stammt von Serafina:

 

„...Kinder sollten frühzeitig lernen, die Wünsche ihrer Eltern zu respektieren...Das mag ihnen nicht gefallen, ist aber eine Notwendigkeit...“

 

Kittys lockerleichte Art muss man nicht mögen. Sie ist aber diejenige, die die Probleme unverfälscht sieht und anspricht.

Elisabeth, die älteste Tochter, verlässt Pommern, stellt ihre Mutter auch für ungeahnte Herausforderungen, als sie wieder in der Tuchvilla erscheint.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist ein gelungener Abschluss der Trilogie.