Rezension

Gelungener Auftakt - spannend, innovativ, mit einer großen Portion Erotik

Die Seelenspringerin - Sandra Florean

Die Seelenspringerin
von Sandra Florean

Die Seelenspringerin ist ein gelungener Auftakt mit einer innovativen Idee. Gabe oder Fluch? - eine Frage, die durchaus auf ihre Weise geklärt wird und doch noch schuldig bleibt.

Ich bin sehr gut in der Geschichte von Tess gelandet und bekam auch gleich die Gelegenheit Tess's Talent kennen zulernen - sie ist eine Seelenspringerin. Sie springt in die Seelen von anderen Wesen und sieht begangene Gewaltverbrechen verbunden mit bizarre Sexualität und jeder Menge Blut, dabei spürt sie sehr intensiv die Gefühle und die Erregung des Täters. Gabe oder Fluch? Denn kontrollieren kann Tess dieses Talent nicht. 

Die Protagonistin ist liebevoll gezeichnet und wächst von Seite zu Seite aus sich heraus. Obwohl sie ihre Gabe schon sehr lange besitzt und von vielen auch eher als Freak gesehen wird, sehnt sie sich eigentlich nur nach Akzeptanz und Liebe. Selbst die sogenannten Andersartigen wie Vampire, Gestaltwandler, Wertiere etc. merken, dass Tess kein normaler Mensch ist und begegnen ihr doch eher verhalten. 

Die männlichen Charaktere sind weit schwerer einzuschätzen und bleiben doch recht geheimnisvoll. Selbst Officer Thomson hat sicherlich noch das ein oder andere Geheimnis in petto als auch die Vampire Rafael und Octavian im Besonderen. 

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Tess. Sie selber sieht sich als Monster und doch wirkt sie sympatisch und ist eine Frau mit Prinzipien und Wertgefühl und konnte sie gleich in mein Herz schließen, auch wenn ich doch das ein oder andere Mal dachte, Mensch Mädel, mach das nicht, das ist viel zu gefährlich.

Der schnörkellose Schreibstil ist locker und flüssig zu lesen. Die Sprache passend zur Geschichte und das Erzähltempo ist angenehm. Es ist teils temporeich, aber es gibt auch zwischendurch Zeit zum Durchatmen ohne, dass es langweilig wird.

Die Idee der Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Im Grunde geht es eigentlich um die Gabe des Seelenspringens, die daraus resultierenden Probleme und Emotionen. Zwei Probleme werden sehr groß geschrieben, sie hat keine Kontrolle darüber wann, wo und wie lange es passiert und es sind immer sehr grausame und bizarre Situationen in denen sie landet. 

Wieso, weshalb und warum sie diese Gabe hat, wird leider ein wenig aus den Augen verloren, da hätte ich mir mehr Details gewünscht oder zumindest hätte ich mir von Tess gewünscht, dass sie mehr darüber erfahren wollen würde, aber es ist ja erst der erste Band.

Der Kriminalfall spannt sich um diese Gabe herum und war für mich spannend zu verfolgen, schlüssig und nachvollziehbar ausgearbeitet. Auch wenn ich mit meiner Vermutung, was den Täter anging, am Ende doch richtig lag (ich und meine Krimi-Spürnase) konnte mich die Autorin doch mit der ein oder anderen Wendung überraschen.

Mir persönlich war die riesige Portion Erotik im Mittelteil doch etwas zu viel, auch wenn es sehr angenehm zu lesen war. Ich persönlich hätte lieber mehr über die Kriminalarbeit und Ermittlungsdetails gelesen und somit die Untersuchung und Action zum Kriminalfall mehr in den Focus zu rücken. Auch wenn Tess gerade in diesen erotischen Phasen mehr über ihre Gabe erfährt und auch beginnt diese im gewissen Maße zu kontrollieren, wäre mir auch hier lieber gewesen mehr über die Hintergründe zu erfahren. 

Der in der Geschichte behandelte Kriminalfall wurde abgeschlossen, so dass man dieses durchaus als Einzelband lesen kann. Allerdings sind noch viele Fragen, vor allem was die Gabe von Tess angeht offen geblieben, da gibt es noch so einige kleine Fäden die sich mit einander verweben müssen. Ich bin auf jeden Fall auf die Fortsetzung gespannt sowohl was das Geheimnis ihre Gabe ist als auch welche alten oder neuen Wesen Tess auf ihrer Reise noch begegnen werden.

Fazit:
"Die Seelenspringerin - Abgründe" ist ein gelungener Auftakt der Reihe, der Fantasy mit Elementen des Krimis, Thrillers und einer sehr großen Portion Erotik miteinander vereint. Die Geschichte ist spannend und ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt. Für mich persönlich war die Erotik, auch wenn sie sehr angenehm beschrieben war, doch ein wenig zu viel des Guten. Aber die Idee in fremde Seelen zu springen und dann auch noch bei der Aufklärung von Verbrechen helfen zu können, war durchaus innovativ und spannend ausgearbeitet. Ich kann die Geschichte guten Gewissens weiterempfehlen.