Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

Gelungener zweiter Teil

Der jüngste Tag - Michael Green

Der jüngste Tag
von Michael Green

Bewertet mit 4.5 Sternen

Klappentext:

“Die Welt, wie wir sie kennen, existiert nicht mehr. Ein Supervirus hat beinahe die gesamte Menschheit ausgelöscht. Mark Chatfield und seine Familie sind immun gegen die Krankheit. Auf der Suche nach anderen Überlebenden segeln sie nach Australien. Was sie dort erwartet, übersteigt den bisherigen Schrecken: Denn offenbar war die globale Pandemie kein Zufall. Mark könnte selbst dafür verantwortlich sein…”

“Der jüngste Tag” ist der zweite Teil der “Blood Line Reihe” von Michael Green und knüpft in der Handlung direkt an den ersten Teil “Stunde Null” an.

Wir erinnern uns:
(Achtung, Spoiler für Leser, die den ersten Teil “Stunde Null” noch nicht kennen!)

Mark Chatfield muss am eigenen Leib erfahren, wie es ist, wenn nahezu die gesamte Menschheit ausgelöscht wird. Ein Supervirus mit tödlich kurzer Inkubationszeit richtet innerhalb von wenigen Wochen alle Menschen außer ihn, wie er zunächst glaubt.
Er begibt sich auf die Suche nach weiteren Überlebenden und trifft im englischen Haver House auf eine Gruppe Menschen, die sich als seine direkten Verwandten herausstellen. Anscheinend ist die gesamte Familie Chatfield gegen den Virus immun, was man später auf ein spezielles Gen, das nur diese Famile hat, zurückführt.
Die anfängliche Freude über den Fund anderer Menschen wandelt sich bald in blankes Entsetzen. Die Familie unterliegt nämlich der mittelalterlichen Schreckensherrschaft von Nigel und seinen grausamen Söhnen. Sie halten die restlichen Familienmitglieder wie Sklaven und richten selbst kleinste Vergehen mit blanker Waffengewalt. Mark und seine Familie sitzen in der Falle, planen jedoch die Flucht, die ihnen schließlich auch gelingt.
Im zweiten Teil “Der jüngste Tag” befinden sich Mark und einige andere Familienmitglieder auf dem Weg nach Australien, um weitere Überlebende der Familie Chatfield ausfindig zu machen.
Parallel dazu erzählt uns Michael Green, wie es in England weiter geht, denn die Flucht der kleinen Gruppe wurde bemerkt und die dortige Gruppe muss nun die Flüchtigen ersetzen. Die Diktatur von Nigel geht weiter.

Ich möchte gleich vorweg sagen, dass diese Reihe weder Zombies noch Splatterszenen enthält. Wir haben hier ein Endzeitszenario in seiner reinsten Form – entstanden durch eine Pandemie ohne paranormale Zutaten.

Auch den zweiten Teil konnte ich als Fan von solider Endzeitliteratur wieder nicht aus der Hand legen.
Michael Green hat mit “Der jüngste Tag” einen würdigen Folgeroman geschaffen, der dem ersten Teil “Stunde Null” an Spannung in nichts nachsteht. 
Erneut darf der Leser mit Mark und seinen Verwandten ums nackte Überleben kämpfen. Sprachlich guter und flüssig zu lesender Stoff für den Fan von Apokalypsen aller Art. 
Auch hier hat Michael Green die Gunst der Stunde genutzt, um ein wenig Kritik an Religion und Gesellschaft einzubringen. Was wäre ein Endzeitthriller ohne diese Elemente?
Der Charakter Mark Chatfield leidet in diesem Teil allerdings ein wenig. Seine übertriebene Jagd nach Genen und möglichen zeugungswilligen Überlebenden macht ihn streckenweise ein wenig unsympathisch. Seine Besessenheit bezüglich der Arterhaltung nimmt im Laufe der Geschichte übertriebene Züge an. Das hat mich irgendwann etwas genervt. Dies soll nun aber nicht bedeuten, dass es reichlich Sexszenen gibt. Natürlich erfreuen sich auch in diesem Roman die Protagonisten eines erfüllten Liebeslebens, aber Sex ist eine Sache, mit der Michael Green sich ein wenig schwer tut. So konnte ich mir bei der einen oder anderen Liebesszene ein Grinsen nicht verkneifen, wirkten diese Versuche, ein Paar beim Sex zu beschreiben doch etwas hölzern und gestelzt. Ich würde fast so weit gehen, dass solche Passagen unfreiwillig komisch waren.

Das wäre dann aber auch mein einziger Kritikpunkt, den Michael Green mit den beiden parallel laufenden Handlungen wieder wett gemacht hat. Als Höhepunkt der Story laufen diese beiden Handlungen irgendwann wieder zusammen und lassen den gespannten Leser mit einem wirklich argen Cliffhanger zurück.
Auch dieses Mal mochte ich mich von den Chatfields noch nicht trennen und fühlte mich viel zu früh und zu plötzlich aus diesem spannenden Roman herausgerissen.
Nun bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass dieser Roman sich gut genug verkauft, damit Bastei Lübbe auch den dritten und letzten Teil der Reihe ( Blood Roots) nach Deutschland holt.

Fazit:
“Der jüngste Tag” von Michael Green ist ein packender und würdiger zweiter Teil zu “Stunde Null”, der einen angefixten Leser zurück lässt. Klare Leseempfehlung für Fans von stimmiger Endzeitliteratur. Horrorfans in Erwartung von Zombies und anderen Monstern: Finger weg, denn das ist kein Horror Roman.