Rezension

Gelungenes Schauspiel über Schuld

Der jüngste Tag - Ödön von Horváth

Der jüngste Tag
von Ödön von Horváth

Bewertet mit 4 Sternen

"Der jüngste Tag" ist ein Schauspiel aus der Feder von Ödön von Horváth. Es wurde 1937 uraufgeführt. Es handelt sich dabei um ein eher kurzes Trauerspiel in 7 Bildern.

Am Anfang Zentrum der Handlung steht der Stationsvorsteher Hudek, der sich ganz alleine um einen kleinen Bahnhof kümmern muss, da das restliche Personal wegrationalisiert wurde. Das erste Bild endet mit einem Zugzusammenstoß, zu dem es kommt, weil Hudek kurz abgelenkt ist. 

Wer ist Schuld an dem Unglück? Juristisch gesehen natürlich Hudek allein. Moralisch ist die Situation natürlich komplexer. Und sie wird in dem Moment noch komplexer, als zwei der Beteiligten lügen, um Hudek unschuldig aussehen zu lassen.

Am Anfang des Dramas steht ein Wort das heute noch zeitgemäßer ist als 1937: "Rationalisierung". Auch wenn Rationalisierung nicht das Thema, sondern nur kleiner Aspekt der Schuldfrage ist, zeigt es doch, wie zeitgemäß das Stück noch heute ist. Die Frage nach der metaphysischen Schuld, um die sich dies Schauspiel hauptsächlich dreht, ist natürlich eh eine zeitlose.

Ein gelungenes Stück, das zum Nachdenken anregt.