Rezension

Gelungenes Wohlfühl-Buch, welches aber auch ein paar ernstere Töne anschlägt

Wie man würdelos altert -

Wie man würdelos altert
von Clare Pooley

Bewertet mit 4 Sternen

An ihrem 70. Geburtstag wird Daphne klar, dass ihr etwas fehlt und das sind Freunde. Kurzentschlossen tritt sie einem Seniorenclub bei. Zum Glück haben auch die anderen Mitglieder keine Lust auf langweilige Kaffeekränzchen. Wer hätte gedacht, dass sie es dort mit einem erfolglosen Schauspieler mit Hang zum Ladendiebstahl oder einer ehemaligen Truckerin zutun bekommen würde, die auch heute noch mit ihrem e-Rolli die Gehsteige unsicher macht? Doch Daphne weiß, dass das Alter nur eine Zahl ist und man so jung ist, wie man sich fühlt. Sie weiß auch, dass ein höheres Alter sie im Alltag unsichtbar macht, was bei ihrer Vergangenheit jedoch durchaus von Vorteil ist. Als dem Gemeindezentrum die Schließung droht, schmieden die jung gebliebenen Oldies einen Rettungsplan. Sie werden allen zeigen, dass sie trotz (oder grade wegen) ihres Alters nicht zu unterschätzen sind. Es sei denn ihnen kommen alte Sünden oder sogar die Polizei in die Queere.

Bereits der Prolog macht Lust auf mehr, denn er präsentiert uns eine bunt zusammen gewürfelte Gruppe, in der jede:r irgendein Geheimnis zu hüten scheint. Was es damit auf sich hat und wie es dazu gekommen ist, dass plötzlich eine Polizistin in ihrem Kleinbus auftaucht und eine andere Person daraufhin fluchtartig das Fahrzeug verlässt - das muss man selber lesen. Und ich kann euch sagen: es lohnt sich!

Die Geschichte wird aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt und das ist überaus unterhaltsam und interessant. Wir lernen beispielsweise die Mitglieder des Senioreclubs, dessen Leiterin und auch einen jungen, alleinerziehenden Vater kennen. Sie sind allesamt charmant, besonders und teilweise herrlich exzentrisch. Hier hat mich das Zwischenmenschliche sowie die neu entstehende Dynamik untereinander begeistert. Damit sorgen sie für zahlreiche schöne, lustige, emotionale oder einfach bemerkenswerte Situationen. Die häufigen Perspektivenwechsel lockern zudem den Lesefluss auf und halten die Spannung oben.

Für mich ist es ein gelungenes Wohlfühl-Buch, welches aber auch ein paar ernstere und gesellschaftskritische Töne anschlägt. Es geht um Einsamkeit, und Zusammenhalt, Geheimnisse und Geständnisse und um die Vergangenheit, die einen gerne dann einholt, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann. Es geht darum, dass weder wahre Freundschaft, noch Lebensfreude oder Abenteuerlust ein Alter kennen.