Rezension

Genese eines (beinahe-)Verbrechens

Striptease - Georges Simenon

Striptease
von Georges Simenon

Bewertet mit 5 Sternen

Mein erster Non-Maigret von Georges Simenon, dies aufgrund eines Missverständnisses. Als bei Lovelybooks der Hoffmann und Campe Verlag eine Leserunde anlässlich der Neuauflage/Neuübersetzungen der Simenon-Romane durchführte, bewarb ich mich als Leser der Maigret-Reihe für die Teilnahme. Bei den zur Auswahl stehenden Romanen entschied ich mich für "Striptease", da ich bei den Maigret-Romanen, die z.T. neue Titel bekommen haben, nicht sicher war. Dabei übersah ich offensichtlich, dass dieser Roman ohne den Kommissar auskommt.

Der Roman endet da, wo die Maigrets anfangen, mit einem (Beinahe-)Verbrechen. Simenon schildert in "Striptease" den Mikrokosmos der Belegschaft einer Nachtbar, bestehend aus dem Besitzer-Ehepaar, den Angestellten und vier Stripperinnen, die sich ihr Geld als Nackttänzerinnen, Animierdamen und Gelegenheitsprostituierten verdienen. Alles scheint irgendwie im Gleichgewicht zu sein, wenngleich eine der Damen, Célita, ein Verhältnis mit ihrem Chef hat und sich in einem unausgesprochenen Zweikampf mit dessen Ehefrau befindet. Doch dieses labile Gleichgewicht wird durch die Ankunft einer neuen Tänzerin, der äußerlich naiv wirkenden Maud, die es aber tatsächlich faustdick hinter den Ohren hat, gestört. Sie erobert das Herz des Nachtclubbesitzers im Sturm und sorgt somit dafür, dass sich die beiden früheren Rivalinnen um seine Gunst verbünden, vor allem, als die Ehefrau ernsthaft erkrankt. Am Ende fasst die enttäuschte Célita den Plan, Maud am Grab der Chefin zu erschießen.

"Striptease" ist trotz der kriminellen Gedanken der Hauptdarstellerin kein Krimi, eher eine Milieustudie im halbseidenen Gewerbe. Die vier Stripperinnen werden mal mehr, mal weniger mit ihren Hoffnungen und Wünschen, aber auch ihren Enttäuschungen vorgestellt, so dass man als Leser bisweilen sogar Mitleid und Verständnis empfinden mag.