Rezension

Geruhsames Nachdenken über die ständige Erreichbarkeit

End Of Absence - Michael Harris

End Of Absence
von Michael Harris

Bewertet mit 3.5 Sternen

Michael Harris gehört nach seiner Wortwahl zur Generation "digital immigrants", also der letzten Generation, die sich noch an Zeiten ohne Computer, Internet und Smartphone erinnern kann.

Im ersten Teil des Buches macht Harris eine umfangreiche Bestandsaufnahme´: wie selbstverständlich die Informationsquelle Internet und die ständige Erreichbarkeit über das Smartphone heutzutage schon ist, aber auch wie belastend die ständige Erreichbarkeit sein kann. Und er macht sich Gedanken inwieweit diese neue Verfügbarkeit von Informationen den Wissenserwerb des einzelnen auch negativ beeinflussen kann - wozu lernen, wenn doch alles mit einem Mausklick zu finden ist? Die Veränderung beim Lernen stellt er dann auch der Veränderung beim Lernen gegenüber, die entstand, als die rein mündliche Tradition der Wissensweitergabe durch geschriebene, später gedruckte Worte abgelöst wurde.

Der zweite Teil beschäftigt sich dann mit Möglichkeiten (und einem Selbstversuch), sich der ständigen Informationsflut und Erreichbarkeit zu entziehen.

Der Text gab mir einige Denkanstöße, liefert aber aus meiner Sicht keine Lösungen zum, laut Untertitel, "Wiedererlangen dessen, was wir in einer Welt ständiger Erreichbarkeit verloren haben". Aber das Buch ist auch insgesamt nicht als Ratgeber angelegt, sondern sinniert eher über den Wandel durch die ständige Präsenz digitaler Medien. Das hätte aus meiner Sicht aber auf weniger Seiten erreicht werden können.

Und ja, auch ich gehöre zu den "digital immigrants", habe mich in vielem wiedergefunden und das Buch hat den Blick für einige der beschriebenen Phänomene geschärft.