Rezension

Geschichte hautnah – ein sehr lesenswerter historischer Roman

Ein Tal in Licht und Schatten - Marie Buchinger

Ein Tal in Licht und Schatten
von Marie Buchinger

Bewertet mit 5 Sternen

Fernab vom Weltgeschehen Anfang des 20. Jahrhunderts wächst Elisa als lang ersehnte Tochter wohlbehütet im Kreise ihrer vier Brüder im Gadertal auf. Eines Tages übernimmt eine italienische Familie den Nachbarhof. Elisa freundet sich mit Vito an, der für sie zunächst nur ein weiterer liebenswürdiger Bruder ist, der ihr die Welt jenseits der Dolomitengipfel näherbringt. 1914 bricht der Krieg aus. Elisa muss mit an­sehen, wie ihre Brüder in die Schlacht ­ziehen. Das Leben wird härter, die Frauen sind auf sich allein gestellt. Mit dem Kriegseintritt Italiens im Mai 1915 verläuft die Front plötzlich vor der Haustür. Jetzt muss auch Vito sich entscheiden: Er ist in der Toskana aufgewachsen, seine Mutter Italienerin. Doch sein Vater hat das Südtiroler Erbe wachgehalten, und seit er hier lebt, haben die Dolomiten ihren Zauber gewirkt. Wohin gehört er? Als Vito Abschied nimmt, erkennen beide, was sie füreinander empfinden. Und während Vito mit der Frage ringt, welche Seite er verraten soll, muss Elisa nicht nur um die Existenz ihrer Familie, sondern auch um diese Liebe kämpfen.

„Ein Tal in Licht und Schatten“ ist der erste historische Roman von Marie Buchinger. Handlungsort ist Südtirol. Es beginnt im späten Herbst 1904 und endet nach dem siebten Teil im März 1919.
Atmosphärisch ist das Buch teils schockierend wie auch emotional geschrieben.  Es heben sich besondere Charaktere hervor, die, trotz allem, natürlich und real wirken. Aber auch alle noch so kleine Nebensächlichkeiten und Nebencharaktere sind gut dargestellt.
Die Ursprungsidee hat die Autorin aus einer Saga, nämlich die um den Zwergenkönig Laurin. In ihrem Nachwort erzählt die Autorin, warum Südtirol bzw. die Ladiner eine große Rolle in ihrem Buch spielen. Ich gebe zu, vorher von dieser Minderheit als auch ihrer eigenen Sprache nichts gehört zu haben bzw. mir nicht bewusst war. Ein sehr ausführliches Nachwort der Autorin hat den Einstieg in das Buch schon erleichtert.
Marie Buchinger hat mit viel Hingabe zur Landschaft, die Lebenssituation der Familien zur damaligen Zeit beschrieben. 656 Seiten umfasst dieses kompakte Buch, gefüllt mit einer Liebesgeschichte, den Wirren des Ersten Weltkriegs und welche Auswirkungen es für Südtirol hatte. Eine harte und auch grausame Zeit, und dennoch gibt es sie, die Lichtblicke … Die Liebe zwischen Elisa zu Vito …
Marie Buchinger hat die fiktive Geschichte der Familien in einer reale Zeit vor über 100 Jahren gesetzt. „Erzähle von den Menschen“, war die Aussage ihrer Lektorin. Und genau das ist ihr sehr gut gelungen.
Hilfreich am Ende das Glossar und Wörterbuch zur ladinischen Sprache.
„Ein Tal in Licht und Schatten“ ist ein gelungenes, interessantes Buch. Wer einen wirklich hochwertigen historischen Roman lesen möchte, abseits vom Mainstream (okay, vielleicht nicht ganz das richtige Wort), kann ich dieses Buch ans Herz legen.
Ich bin bewusst nicht intensiv auf den Inhalt eingegangen. Eine kurze Info zum Buch  findet sich am Ende dieses Posts.
Zitat "Wer geebnete Wege betritt, hinterlässt keine Spuren." (Ladinisches Sprichwort)