Geschichte meist spannend erzählt..
Bewertet mit 4.5 Sternen
Achroyd erzählt die Geschichte Londons von den allerersten Ursprüngen bis in die heutige Zeit. Der Titelzusatz "Biographie" trifft den erzählenden Stil des Buches ganz gut, ist aber nicht durchgängig zutreffend. Es werden zwar unglaubliche viele Geschichten aus der Londoner Stadtentwicklung dargestellt und teilweise auch sehr spannend erzählt, doch manchmal kommt der Historiker im Autor durch und der Stil kippt ein wenig ins Geschichtsbuch, welches ich durch das Lesen einer Stadt-Biographie doch eigentlich umgehen wollte. Die langatmigen Passagen sind glücklicherweise in der Unterzahl. Manchmal wiederholt sich der Autor im Stil, so dass er einem nach 600 Seiten ein wenig penetrant die nächste Erzählschleife aufdrängt. Aber das ist am Ende verzeihlich. London wird durch die Lektüre dieses Buches noch spannender, weil man unglaublich vielseitige Einblicke in jedes Stadtviertel erhält. Ackroyd erzählt von der Geschichte der Straßennamen, von verschwundenen Flüssen und Kanälen, von Mördern, Räubern und die Gründe der Trunksucht (Gin), von der Realität der Arbeiter im Eastend und von der Realität in Chelsea. Er rückt Gebäude und Straßen in den Vordergrund und erzählt dennoch von den großen und noch mehr von den kleinen Leuten. Man taucht ein in die verschiedenen Epochen der Stadt und erhält Einblicke, die sonst nur in freakigen Büchern über das Abfallsystem historischer Städte und anderen Teilaspekten von Stadtgeschichte trocken zusammengelesen werden könnten. Achroyd hat diese Aufgabe für uns übernommen und London als Veranstaltungsort dieses Prunkzugs von Geschichte und Geschichten gemacht. Ich glaube, ich werde es nochmal lesen..