Rezension

geschichten zum selbst zusammenfügen

Ruhm - Daniel Kehlmann

Ruhm
von Daniel Kehlmann

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ein intellektueller Selbstmörder, eine lebende Romanfigur und ein verzweifelter Bigamist sind nur ein kleiner Bruchteil der Charaktere, die Kehlmann durch die Welt ziehen und interagieren lässt. Nicht unbedingt miteinander aber mit maßgeblichen Berührungspunkten.

Das in 9 Kurzgeschichten aufgeteilte Buch ist doch ein Ganzes. Die Wertigkeit und Deutung der Zusammenhänge ist in meinen Augen nicht steril sondern Tiefsinnig gelungen und lädt zum Gedankenverlieren in das eigene Leben ein. Der Tanz zwischen erdachter Realität und Fiktion, deren Schlüssel für mich in der dritten Geschichte zu finden ist, lässt einen gleichzeitig Hoffen und Zweifeln. Es bereitet Freude, die zwar lebendig in ihren Taten und Handlungen erblühenden aber von einer schweren Melancholie gezeichneten Charaktere jeweils ein kurzes Stück zu begleiten. 

Es kommt einem nach der kurzen Lektüre des Buches, das wohl problemlos auf einer Zugfahrt von München nach Brüssel zu lesen wäre,  so vor, als ob die Abschnitte der Geschichten zu kurz sind und man würde gerne weiter erfahren was das Leben für die einzelnen Protagonisten noch vorsieht. Aber gottseidank hat Kehlmann diesem zu erwartenden Leserwunsch nicht nachgegeben und verschwindet somit auch nicht in Belanglosigkeit und Kitsch.