Rezension

Geschichtlich äußerst interessante Familiengeschichte

Eva schläft - Francesca Melandri

Eva schläft
von Francesca Melandri

Bewertet mit 5 Sternen

Dank dieses wunderbaren, wirklich lesenswerten Romans verfüge ich jetzt über fundierte Kenntnisse über Südtirol und seine Geschichte seit Ende des Ersten Weltkriegs bis zur Zeit des Schengener Abkommens.

 
In dem Buch lässt die Autorin die fiktive Eva aus einem Südtiroler Bergdorf ihre Familiengeschichte seit den 1920er Jahren schildern. Sie spannt den Bogen beginnend in den Jahren nach Ende des Ersten Weltkriegs, als Südtirol mit seinen deutschsprachigen Bewohnern Italien zugeschlagen wurde, über die Zeit nach der Machtergreifung Mussolinis, in der alles Deutsche in Südtirol unerwünscht war, die ersten Jahre des Zweiten Weltkriegs, als sich die Leute für eine Auswanderung ins Deutsche Reich oder ihren rechtlosen Verbleib in Italien entscheiden mussten, die gewalttätigen Autonomiebestrebungen nach dem Krieg bis hin zum Autonomiestatut.

Evas eigene Geschichte ist sehr interessant. Ihre Mutter Gerda war allein erziehend und berufstätig. Ihre einzige Liebe war ein Südtirol stationierter Soldat (Vito) aus Sizilien, der für Eva zum Vater wurde. Die Beziehung scheiterte letztlich an der Geschichte, der sich Gerda und Vito unterwarfen. Auch auf die Probleme anderer Minderheiten wird informativ eingegangen, z.B. die der Homosexuellen.