Rezension

Gesucht, gefunden - aber für immer verloren

Justins Heimkehr - Bret Anthony Johnston

Justins Heimkehr
von Bret Anthony Johnston

~~Inhalt
Vor vier Jahren verschwand der elfjährige Justin Campbell. Auch nach größten Bemühungen der Eltern und Polizei bleibt er unauffindbar. Ein Horror-Szenario, welches seine Familie erstarren lässt. Sein Zimmer bleibt unverändert, sein Post wird gesammelt und jedes Jahr ein Geschenk zum Geburtstag und Weihnachten für ihn gekauft. Und dann nimmt das Wunder seinen Lauf und ganz plötzlich taucht Justin wieder auf, der nur unweit von seinem Zuhause bei seinem Entführer gelebt hat. Nach der ersten Freude, holt das Leben die Campbells jedoch wieder ein und ein unbehagliches Gefühl nagt an allen Familienmitgliedern.

Meine Meinung
Es muss wohl das schlimmste für Eltern sein, wenn das Kind verschwindet und auch wenn ich keine Kinder habe, jagt sogar mir diese Vorstellung Angst und Schrecken ein. Schon oft wurde diese Thematik in Büchern und Filmen aufgegriffen, aber dem Autor Bret Anthony Johnston geht es nicht primär um die Entführung, sondern mehr um das Leben mit dem Geschehenen. Dem verzweifelten Bemühen um Normalität und dem Wunsch dort wieder anzusetzen, wo man vor vier Jahren aufgehört hat.

Dass das unbeschwerte Leben mit all seinen kleinen Problemen und Sorgen, die unbedeutend und gerade zu lächerlich erscheinen, jedoch nicht so einfach möglich ist, zeigt der Autor in seinem Debüt-Roman auf sehr packende und verstörende Art auf. Johnston verwendet durch seine Erzählweise eine Art Filter, in dem er die Geschehnisse durch die Perspektive der Familienmitglieder dem Leser näher bringt. Er gibt dabei tiefen Einblick in die Gefühle der Protagonisten. Nur einen lässt er dabei außen vor – Justin selbst. Wie alle Familienmitglieder, so kann auch der Leser nur erahnen, was der Junge erlebt haben muss.

Einzig das Ende hat mir nicht so gut gefallen, weil sich Johnston in diesem dazu verleiten lässt, es dann doch in guter Hollywood-Manier etwas zu weichgespült zu verpacken. Auch bleiben zu viele Fragen offen, die ich gerne beantwortet bekommen hätte. Insgesamt ist "Justins Heimkehr" jedoch ein gelungenes Debüt von einem Autor, von dem ich sehr gerne mehr lesen möchte.

Fazit
"Justins Heimkehr" ist ein eindringlich, verstörend und nachdenklich machendes Debüt von einem Autor, der mich neugierig auf mehr macht. Ich vergebe gerne 4 Sterne und eine Leseempfehlung für ein Buch, welches auch nach der letzten Seite noch lange nachhallt.