Rezension

Glück gehabt?

Und plötzlich ist es Glück - Ciara Geraghty

Und plötzlich ist es Glück
von Ciara Geraghty

Bewertet mit 2 Sternen

"Und plötzlich ist es Glück" umfasst 543 Seiten und gliedert sich in 60 Kapitel. Das letzte Kapitel ist eine Art Epilog, denn es spielt ein Jahr nach den Ereignissen der vorhergehenden Kapitel.

Geschrieben ist das Buch aus der Sicht der Ich-Erzählerin Scarlett O'Hara in der Gegenwartsform. Rückblicke in die Vergangenheit sind in der entsprechenden Zeitform geschrieben.

Die Handlung spielt in Irland und umfasst einen Zeitrahmen von knapp neun Monaten. Allein das letzte Kapitel spielt, wie bereits erwähnt, ein Jahr später.

Am Ende des Buches findet sich eine sympathische Danksagung der Autorin.

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel "Becoming Scarlett" bei Hodder Headline, UK.

Meine Meinung zum Buch:
* * * * * * * * * * * * * * *
"Und plötzlich ist es Glück" beginnt an der Stelle, an welcher der Klappentext aufhört. Und dies mit dem Satz

"Es ist Freitagnachmittag, und meine Periode ist überfällig. Seit genau zwei Stunden und siebenunddreißig Minuten."

Was darauf folgt, dürfte nicht schwer zu erraten sein: Die Ich-Erzählerin Scarlett macht mehrere Schwangerschaftstests, die alle positiv ausfallen.

Daraufhin wird ihr sonst so detailliert geplantes Leben komplett auf den Kopf gestellt. Sowohl beruflich als auch privat geht es drunter und drüber. Doch Scarlett steht mit ihren Problemen nicht alleine da. Rat und Unterstützung bekommt sie von ihren Familienmitgliedern, ihren Freunden und Kollegen.

Scarlett wird sehr ausführlich charakterisiert. Sie wird so dargestellt, wie sie schon im Klappentext beschrieben wird: Sie ist übertrieben pünktlich und eine Perfektionistin, die alles bis ins kleinste Detail durchplanen muss. Lesern, deren Charaktereigenschaften nicht denen von Scarlett entsprechen, dürfte es schwer fallen, sich mit ihr zu identifizieren.

Alle anderen Figuren wurden nicht so ausführlich beschrieben wie Scarlett. Nur zu den wenigsten Charakteren entsteht ein Bild vor dem inneren Auge des Lesers. Vor allem fehlt es an besonderen Eigenheiten der Personen oder ausführliche Beschreibungen ihres Aussehens. So aber läuft während des Lesens ein Kopfkino ab, bei dem die Darsteller größtenteils sehr blass bleiben.

Eine Zusammenfassung der Handlung dieses Romans könnte in wenigen Sätzen erfolgen. Und doch hält der Leser ein Buch in Händen, das über 500 Seiten umfasst. Die Autorin hat es geschafft, ein dickes Buch zu schreiben, ohne dabei viel zu sagen. Es passiert einfach nicht viel. Es gibt einige Ereignisse, die aber vorhersehbar sind und konstruiert wirken. Das fängt schon damit an, dass der weibliche Hauptcharakter Scarlett O'Hara heißt und ihr One-Night-Stand den Namen Red Butler trägt. Mag sein, dass das ein komischer Zufall ist, aber dieser Humor könnte bei einigen Lesern nicht ankommen.

Darauf folgen zwei potentielle Väter, eine vorhersehbare Liebesbeziehung, eine spontan verhinderte Eheschließung und auch sonst werden einige Klischees bedient.

Überraschende Wendungen gibt es keine - bis auf zwei Szenen, die wirklich überraschen, aber das im sehr negativen Sinne. Denn bei diesen beiden Szenen übertreibt es die Autorin mit ihrer Dramatik. Am Ende des Buches wird nicht klar, warum die Handlung auf diese Art und Weise verlaufen musste. Mehr kann ich dazu jetzt natürlich nicht sagen, aber vielleicht können wir darüber noch einmal reden, wenn jemand von euch das Buch gelesen hat.

Die Handlung verläuft, mit Ausnahme dieser zwei Szenen, sehr geradlinig und oberflächlich.

Und doch gab es einige Momente, die es schaffen, zu berühren. Nämlich die Szenen, in denen Scarletts Beziehung zu dem kleinen Wesen in ihrem Bauch beschrieben werden. Diese Momente waren sehr warmherzig und gefühlvoll und es bereitet Freude, zu verfolgen, wie Scarlett über sich hinauswächst und lernt, ihren Nachwuchs zu akzeptieren und mit ihm zu leben.

Was dabei aber wiederum stört, ist die Detailfreude der Autorin, mit der sie jede Nebenwirkung einer Schwangerschaft beschreibt. Ohne darauf näher eingehen zu wollen, steht fest, dass diese Szenen jedenfalls zu detailliert und zu ausführlich beschrieben sind. So ist das in einem Roman nicht erforderlich, dafür gibt es Schwangerschaftsratgeber.

Hunde- und Katzenfreunde kommen in diesem Buch auf ihre Kosten, denn der Leser lernt Blue und Al Pacino kennen, zwei drollige Kerlchen, die für allerlei Spaß und Unterhaltung sorgen.

Der Schreibstil der Autorin ist kurzweilig und wenig anspruchsvoll. Das Buch liest sich leicht und flüssig. Stellenweise war das Buch für mich auch humorvoll, aber die Szenen, bei denen ich geschmunzelt habe, waren eher selten. Das könnte aber auch daran liegen, dass der Humor einfach nicht bei mir angekommen ist.

Insgesamt wirkt die Handlung von "Und plötzlich ist es Glück" sehr oberflächlich, ebenso die Charaktere und die Dialoge.

Mein Fazit:
* * * * * * *
"Und plötzlich ist es Glück" ist ein Frauenroman, für den man sich mehr Handlung und weniger gestellte Dialoge wünscht.