Rezension

Goethes Italienreise kulinarisch erzählt

Die Gaumenfreuden des jungen Goethe -

Die Gaumenfreuden des jungen Goethe
von Laura Melara-Dürbeck

Bewertet mit 4 Sternen

Johann Wolfgang von Goethes Italienische Reise kulinarisch nacherzählt

 

„Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn?“ - Mit diesen Versen beginnt Laura Melara-Dürbeck die Italienische Reise des Dichters und ewig Neugierigen Johann Wolfgang von Goethe kulinarisch nachzuerzählen. Goethe unternimmt diese Reise zwischen 1786 bis 1788.

 

Dieses Buch betrachtet die bekannte Italienische Reise von Johann Wolfgang Goethe mit anderen Augen, mit den Augen des Genißers. Dass Goethe kein Kostverächter was Speis und Trank ist, ist wohl bekannt. Neben zahlreichen Originalzitaten können wir über so manche Anekdote schmunzeln und das eine oder andere Rezept nachkochen.

Sehr geschickt sind die kulinarischen Köstlichkeiten in den Text integriert. Zwar wird nicht alles unseren Geschmack treffen und auch Goethe war nicht von jeder Speise angetan.

 

Das Buch schildert auch sehr lebhaft die Unbequemlichkeiten der Reisen. Daran sollten wir vielleicht auch denken, wenn wir mit unserem Auto am Brennerpass im Stau stehen oder auf einem der Bahnhöfen oder Flughäfen aus Ab- oder Weiterreise warten. Wie einfach das heutige Reisen im Schengenraum ist, wird auch deutlich, wenn Goethe daüber berichtet, wie viele Reisepässe und Genehmigungen er mitführen musste, um von Weimar nach Italien zu gelangen.

 

Trotz aller Beschwernis scheint ihm die Reise gefallen und ihm, dem leicht depressiven, gut getan zu haben. Die gute Stimmung bei der Rückkehr dürfte nicht allzu lange angehalten haben, wie das Zitat erahnen lässt:

 

„Aus Italien, dem formreichen, war ich in das gestaltlose Deutschland zurückgewiesen, heiteren Himmel mit einem düsteren zu vertauschen; die Freunde, statt mich zu trösten und wieder an sich zu ziehen, brachten mich zur Verzweiflung. Mein Entzücken über entfernteste, kaum bekannte Gegenstände, mein Leiden, meine Klagen über das Verlorne schien sie zu beleidigen, ich vermisste jede Teilnahme, niemand verstand meine Sprache.“ (S. 150)

 

Schmunzeln musste ich über folgende Zeilen:

 

„Am 16. April 1972 ließen die Confraternita del tortellino («Bruderschaft des Tortellino») und die

Bologneser Delegation der Accademia Italiana della Cucina («Italienische Akademie der Kulinarik») das Rezept und die Maße der echten Bologneser Tagliatella, das sogenannte goldene Maß, bei der Handelskammer von Bologna hinterlegen. Die gekochte Tagliatella ist 8 Millimeter breit und entspricht dem 12.270sten Teil der Torre degli Asinelli, des mittelalterlichen Wahrzeichens von Bologna.“ (S. 62)

 

Da lacht mein Vermesserherz, das sich an Normen sowie abgeleiteten und geeichten Maßeinheiten erfreut.

 

Dieses Buch ist sehr gut gelungen. Die im Text angeführten Rezepte sind im Anhang nochmals anfgeführt.

 

Fazit:

 

Gerne gebe ich diesem kulinarischen Streifzug, der sich an Goethes Italienischer Reise orientiert, 4 Sterne.