Rezension

Grandiose Fortsetzung einer fantastischen SciFi-Reihe

Cytonic - Unendlich weit von Zuhause -

Cytonic - Unendlich weit von Zuhause
von Brandon Sanderson

Bewertet mit 5 Sternen

Absolut grandios, mehr kann man dazu nicht sagen!!!

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!

Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

 

 

Aufmachung:

Ich habe bereits in meinen Rezensionen zu den beiden Vorgängerbänden die Gestaltung des Verlags gelobt, und kann auch hier nichts Neues sagen. Mir gefällt der Stil der Reihe unheimlich gut, mit dem Augenpaar, das den Betrachter jedes Mal aus einem unterschiedlichen Blickwinkel aus dem Sternenhimmel heraus ansieht. Man erkennt sofort, dass es sich hierbei um SciFi handeln muss und dass der Inhalt wohl im All spielt.

Die Innenklappen sind im gleichen Stil gehalten wie das Cover, nur zieren die vordere und hintere Klappe jeweils ein gut gewähltes Zitat aus dem Buch.

Der Untertitel – den Titel hat der Verlag auch dieses Mal aus dem Original übernommen – passt ebenfalls wunderbar auf den Inhalt.

 

 

Meine Meinung:

Wieder einmal sitze ich vor einer Rezension, bei der ich nicht wirklich weiß, was ich groß schreiben soll, außer dass das Buch wirklich von der ersten bis zur letzten Seite absolut genial war.

 

Hauptsächlich liegt das natürlich einfach an Brandon Sanderson. „Cytonic“ ist mein sechstes Buch von ihm, und von jedem einzigen war ich bisher restlos begeistert, so auch von diesem. Er schafft es einfach jedes Mal, genau die richtige Mischung aus Humor, Spannung, Character- und Worldbuilding und Dialogen zu treffen, und damit von Anfang bis Ende zu fesseln.

Auch wenn „Cytonic“ wie seine Vorgänger zwischendurch durchaus düster und auch ein bisschen brutal ist, lockert er durch wahnwitzige, sarkastische Kommentare der Protagonistin Spensa oder etwa die Versuche der KI M-Bot, mit seinen neu gewonnenen Gefühlen umzugehen, die Situation wieder auf, ohne, dass dem Geschehen dadurch etwas an Ernsthaftigkeit verloren geht.

Dadurch ist das Lesen nicht nur unheimlich mitreißend, sondern macht auch noch riesig viel Spaß.

 

Bereits in meiner Rezension zum ersten Band habe ich das Worldbuilding des Autors ja gelobt, und in der Rezension zur Fortsetzung kam ich gar nicht mehr aus dem Schwärmen heraus. Hier müsste ich mich eigentlich noch steigern, aber ich wüsste gar nicht, wie!

Spensa befindet sich hier zusammen mit M-Bot im Nirgendwo, dem Reich der Delver, das sie erkunden muss, um die Gefahr für ihre Heimat abzuwenden und wieder nach Hause zu finden. Dabei ist sie zu Beginn ähnlich ahnungslos wie der Leser, aber ihre Furchtlosigkeit, Intelligenz und ihr Witz sorgen dafür, dass sie sich schnell zurechtzufinden weiß. Dadurch lichtet sich auch für den Leser der Nebel nach und nach und es werden viele Fragen beantwortet, die man sich schon lange gestellt hat.

Endlich bekommt man eine Ahnung davon, was es mit den Delvern und den Cytonikern auf sich hat, und welche Rolle Spensa in zukünftigen Bänden noch spielen wird.

In „Cytonic“ lernt man nicht nur praktisch im Schnelldurchlauf weite Teile der Galaxie kennen, es ist auch noch beeindruckend, wie es Sanderson gelingt, innerhalb einer bereits fortgeschrittenen Reihe auf fast 500 Seiten immer noch Neues zu gelingen, ohne, dass man jemals das Gefühl hätte, dass das, was man gerade liest, zu viel oder zu „abgespaced“ (pun intended) wird. Er schafft es einfach, dass alles, was er schreibt, sich auf so natürliche Weise in die Geschichte einzufügen, dass man gar nichts hinterfragt von dem, was man liest. Man nimmt einfach alles an und lässt sich, ohne es zu merken, vollständig in die Geschichte fallen.

 

 

Wie schon in den Vorgängerbänden ist auch hier die Plotdichte unglaublich hoch. Ein Gefecht jagt das nächste, ständig ist Spensa in Gefahr und man weiß zu keinem Zeitpunkt, was als nächstes auf einen zukommt. Trotzdem hat man auf den fast 500 Seiten nicht einmal das Gefühl, dass eine kurze Atempause nötig wäre; Sanderson schafft es eben, wie gesagt, den Leser dauerhaft mit Informationen zu versorgen und bei der Stange zu halten, da er immer den richtigen Ton trifft.

 

Das Ende ist dieses Mal nicht ganz so fies und mittendrin, wie bei „Starsight“, aber es lässt natürlich trotzdem viele Fragen offen. Dabei hat sich die Geschichte im Verlauf von „Cytonic“ in eine völlig neue Richtung entwickelt, die ich so niemals vorhergesehen hätte, die rückblickend betrachtet aber jetzt als einzig logische Entwicklung erscheint. Zum Ende dieses Bandes werden dabei Dinge angedeutet, die die gesamte Geschichte noch interessanter werden lassen könnten. Ich bin unfassbar gespannt auf alles, was noch kommt!

 

 

Das bezieht sich auch auf die Figuren.

Vor allem Spensa und M-Bot sind mir mittlerweile sehr ans Herz gewachsen. Was mich vor allem an der Protagonistin so begeistert, ist, dass sie an jeder ihrer Aufgaben wächst und sich weiterentwickelt. Zu Beginn von „Skyward“ war sie ein junges, lautes Mädchen, das in jeden Kampf stürzt, um sich zu beweisen. Jetzt ist sie zwar immer noch sehr laut und frech, aber sie kennt ihre Stärken und Schwächen und weiß, dass sie sich nicht mehr beweisen muss. Innerhalb der letzten drei Bücher hat sie sich so stark entwickelt, aber ihren Hang zur Dramatik, ihre Liebe zu Geschichten und den großartigen trockenen Humor behalten. Obwohl sie so eine starke Wandlung durchlaufen hat, ist sie immer noch dieselbe Figur; sie bleibt sich trotz allem stets treu, und das macht sie zu einer tollen, greifbaren und nahbaren Protagonistin.

 

„‚[…] Geschichten erzählen uns etwas über uns und woher wir stammen. Sie erinnern uns daran, dass wir eine Vergangenheit haben, eine eigene Geschichte. Und eine Zukunft.‘“ (S. 103/480)

 

Aber auch M-Bot macht hier eine spannende Entwicklung durch. Am Ende des zweiten Bandes ist es ihm gelungen, seine Programmierung zu umgehen und Gefühle zu entwickeln. Damit klarzukommen, fällt ihm allerdings verständlicherweise alles andere als leicht, und das sorgt für viele unterhaltsame, aber auch einige herzerwärmende Momente. Es ist verrückt, wie lieb man diese Künstliche Intelligenz gewinnt!

 

„‚Vielleicht könnte ich diese Drohne ja mit mechanischen Tränendrüsen ausstatten. Dann könnte ich auslaufen, so wie du. Du hast deine Körpersekrete immer schlecht im Griff, wenn du emotional wirst.‘“ (S. 37/480)

 

 

Wie auch schon in „Starsight“ spielen hier ansonsten so gut wie keine altbekannten Figuren eine Rolle. Einzig Jorgen begegnet man ab und an auf besondere Weise, wodurch man einen – wenn auch sehr verschwommenen – Blick darauf bekommt, was in Spensas Heimat während ihrer Abwesenheit geschieht.

Ansonsten trifft Spensa auch hier wieder auf viele neue Figuren. Dabei sollte man zunächst vermuten, dass man aufgrund der schieren Menge an Figuren, die einem in dieser Reihe mittlerweile begegnet sind, völlig den Überblick verloren hat, aber das Gegenteil ist der Fall. Obwohl ich „Starsight“ vor ziemlich genau einem Jahr gelesen habe, und mich, bevor ich „Cytonic“ begonnen hatte, an kaum noch etwas erinnern konnte, kamen die Erinnerungen in kürzester Zeit zurück. Ich wusste nicht nur wieder, was inhaltlich alles so geschehen ist (was ja auch nicht gerade wenig ist), sondern auch die Figuren und ihre Rollen innerhalb der Geschichte kamen wieder zurück – und das, obwohl ich mir sonst nie irgendwelche Namen merken kann. Das kann ich mir nur dadurch erklären, dass es Sanderson gelingt, selbst jeder noch so unbedeutend erscheinenden Nebenfigur einen einzigartigen, mehrdimensionalen Charakter zu geben, der sie so lebensecht wirken lässt, dass man sie nur schwer vergessen kann.

So auch hier! Ohne zu spoilern kann ich nicht allzu viel über die neuen Figuren verraten, aber jede einzelne von ihnen hat mich direkt von Beginn an in ihren Bann gezogen und ich war begierig darauf, mehr über sie zu erfahren.

 

 

Fazit:

Wie auch schon seine Vorgängerbände ist „Cytonic“ einfach nur grandios.

Brandon Sanderson erzählt hier Spensas Geschichte auf eine Art weiter, die nur logisch erscheint, mit der ich so zu Beginn der Reihe aber niemals gerechnet hätte.

Dabei ist der Input, den man hier, sowohl was neue Welten als auch neue Figuren angeht, riesig, aber man hat trotzdem nie das Gefühl, dass es einem zu viel wird oder überfordern würde. Das ist wohl auch Sandersons Genie geschuldet, der es jedes Mal mit Leichtigkeit schafft, seinen hervorragenden Humor in die actiongeladene Geschichte einfließen zu lassen und damit ein grandioses Universum zu kreieren, das nicht nur die Science Fiction-Fans unter euch kennenlernen sollten!

5/5 Lesehasen.