Rezension

Grandioser Schreibstil, weniger gelungene Figuren und Handlung

Die Blumen des Schmerzes - Brenna Yovanoff

Die Blumen des Schmerzes
von Brenna Yovanoff

Äußeres Erscheinungsbild:
Ich liebe das Cover. Es spiegelt so gut den Inhalt des Buches wieder. Zu sehen sind Daphne und der Garten und die Bank der Mutter Lilith.
Der Titel ist auch wunderschön, jedoch geht mir ein bisschen der Bezug zum Inhalt verloren.

Eigene Meinung:
Zu dem Buch kann ich nur eins sagen: SUBLEICHE!!
Über ein Jahr lag das Buch auf meinem SuB, genauer gesagt seit der Leipziger Buchmesse 2012. Erst jetzt mithilfe meines Leseplanes habe ich es tatsächlich gelesen und eigentlich hätte ich es auch nicht unbedingt lesen müssen.

Die Idee hat mich von Anfang an angesprochen. Der Klappentext hat sich für mich damals schon total nach neuem Lieblingsbuch angehört. Umso enttäuschter bin ich im Nachhinein
Der Klappentext ist ja mal sowas von FALSCH! Daphne wird als Luzifers Tochter angepriesen, das ist sie auch, aber er hat kaum Einfluss auf sie. Engelszüge hat sie nicht, die Mutter (Lilith) kommt schon eher durch, die wird aber dort nicht erwähnt. Das düstere, grausame Land hat mir auch gefehlt. Sie waren in Chigaco und Las Vegas (ein ganzes Land?) und das düstere waren wahrscheinlich die ganzen Gossenecken und schmutzigen Hotels die vorkamen. Einen Kampf und Krieg zwischen Böse und Gut habe ich auch vermisst. Das sind vielleicht einzelene Personen, wo man merkt dass sie sich nicht leiden können, aber sie bekriegen sich auch nicht unbedingt. Und wer auf welcher Seite steht ist eigentlich fast immer klar. Die eine Person, von der man denkt, dass sie gut ist tut das was sie tut auch nicht aus bösen Gründen, sie ist also auch nicht böse. (Ergibts das überhaupt Sinn?)

Die Handlung ist in drei Teile (Hölle, Erde,Himmel) gegliedert und es zieht sich die ganze Zeit ein roter Faden durchs Buch, aber besonders mitgerissen hat mich diese nicht. Besonders in der Mitte gibt es einige Längen. Das liegt zum Großteil wahrscheinlich an den Personen.

Diese Personen sind mir alle zu blass geblieben. Das Verschwinden des Bruders Obi kann man sicherlich nur betrauern, wenn man ihn gut genug kennen und lieben gelernt hat (hat man nicht) oder zu der Schwester eine Art Beziehung aufgebaut hat (hat man nicht).
Daphne hat mir schon leid getan wegen ihres Bruders, aber wirklich nah ist es mir nicht gegangen. Sie hat einen so extremen Charakter, dass ich mich manchmal einfach nur fragte 'Ach komm schon'. Ihre toughe, selbstsichere Art fand ich ganz gut, aber manchmal wirkte sie überheblich, nur um dann wieder einsam und still zu sein. Anfangs wirkt sie auch sehr roboterhaft und anteilnahmslos. Ich wusste nie woran ich bei ihr bin. Ein Charakter wo ich nie wusste, ob ich sie mag oder nicht. Da kam auch die Ich-Perspektive nicht zu Hilfe.
Truman wirkt einfach auch nur überzogen. Er ist traurig, todtraurig. Das ist ja auch okay. Es muss auch melancholische Personen geben, aber seine immerwährenden Qualen fand ich irgendwann übertrieben und unglaubwürdig. Als ihn dann irgendwann natürlich nur Daphne aus seiner Starre rauszuholen vermochte fand ich noch viel schlimmer. Zwischen den Daphne-Kapiteln gibt es auch immer mal "Countdown-Kapitel" die in der Er-Form auf ihn fokussiert sind.

Daran lässt sich ja fast ableiten, dass mir die Beziehung absolut gar nicht zusagt. Truman vertraut Daphne so schnell und glaubt ihr von Anfang an alles über die Hölle, dass ich mich nur gefragt habe: Wieso? Später entwickelt sich dieses Vertrauen in eine Abhängigkeit, die mir absolut zuwider war.

Halbwegs retten konnte das ganze nur Yovanoffs Schreibstil. Der hat mir schon bei ihrem Debut so zugesagt. Schon dort hatte ich schwere Mankos an Personen und Handlung gefunden, doch ihre Schreibweise fand ich einfach genial. Auch hier nimmt sie wieder kein Blatt vor den Mund. Sie schreibt blutig, fesselnd, spannend und absolut schockierend.

Das Ende ist rasant und fulminös. Yovanoff schreibt hier einige unerhoffte Wendungen rein und geht aufs Ganze. Ein großer Showdown mit Blut, Verstümmelung und Gänsehaut.
Lediglich das Ende im Himmel fand ich etwas verwirrend, aber das muss ja nicht allen so gehen.

Fazit:
Brenna Yovanoffs Bücher sind absolute Geschmackssache und während ich ihren Schreibstil als sehr genial empfinde, so finde ich ihre Personen und die Handlung weniger gelungen. Für mich wird das der letzte Roman von ihr sein, denn nicht mal der Schreibstil kann den Rest für mich retten.