Rezension

Grandioser Thriller, der mit tollen Protagonisten aufwartet und super inszeniert ist. Wäre toll als Filmgrundlage!

Wer Finsternis sät
von Leonie Lastella

Jo steht vor dem Abitur, ist verliebt in Emma und hat in der Schule Probleme. Doch dann gerät seine Welt erst richtig ins Schwanken, als die Polizei ihn für den Mörder seiner eigenen Mutter hält, die er schon seit Jahren tot glaubt. Das brutale Morden geht weiter und Jos Leben droht zu zerbrechen. Nur Emma und Polizeianwärter Hannes Cort glauben an Jos Unschuld. Eine verzweifelte Flucht vor der Finsternis beginnt.

"*Das Böse wurde nicht geboren. Es wuchs heran. Es wurde geformt in einem Zimmer, in das nur wenig fahles Licht drang, in einem Haus voller Finsternis, im Körper eine unscheinbaren Jungen.*" Seite 7

Mit so einem düsteren Anfang kann ein Thriller einfach nur punkten und die Leser in seinen Bann ziehen. Leonie Lastella hat es aber geschafft, die Spannung weiterhin hoch zu halten und den Leser zu fesseln.

Dazu bedient sie sich eines flüssigen Erzählstils, der dem Mörder und den Gejagten direkt in die Seele schauen lässt und Ängste oder kranke Gedanken offen darlegt und deutlich beschreibt. Man sieht das Kranke und psychisch Gestörte des Mörders und merkt, wie es von ihm Besitz ergreift und die Taten vollbringen lässt.
Doch auch die guten Seiten sind einfühlsam gezeigt. Die erste Verliebtheit zwischen Jo und Emma berührt sehr eindringlich und das persönliche Vertrauen, das Hannes in Jo legt, lässt die Hoffnung in das Gute im Menschen wieder aufkeimen.

Die Geschichte lebt von ständig wechselnden Perspektiven zwischen den Guten, Jo und Hannes, und dem Bösen, Jael. Dazwischen sind die packenden Ermittlungen gesetzt und bringen immer wieder neue Erkenntnisse und Zusammenhänge ans Licht. Die Schauplätze hat man bildhaft vor Augen und findet sich mal im dunklen unheimlich wirkenden Wald wieder, dann in einer romantisch anmutenden Baumhütte oder in einem gespenstischen verlassenen Haus. 
Diese Beschreibung zeigt das Ganze schon fast wie einen ablaufenden Film und verdient meiner Meinung nach, besondere Anerkennung.
 
Die Charaktere wirken authentisch und sind fast überdeutlich gezeichnet. Jael ist von einer kranken, unnatürlich abartigen Macht in sich besessen und kämpft gegen das Böse an, ohne es allerdings vollends zu unterdrücken. Das Ausleben des Bösen bringt ihm die Erfüllung für seine kranke Seele.
Dagegen sind Jo und Hannes die sympathischen Helden des Thrillers, mit denen man mit fiebert und auf ihrer Seite ist. Jos Schicksal macht betroffen und man leidet mit seiner unheilvollen Situation als Verdächtiger, auch unter dem Verlust seiner Mutter und in seiner Rolle als Gejagter mit. 
Hannes ist der herausragende Hoffnungsträger, dem man die Lösung der Verfolgung des grausamen Täters zutraut und ihm bedingungslos glaubt.
 
Auch wenn hier viele Morde und tätliche Angriffe passieren, so wirkt dieser Thriller nicht allein durch die blutrünstigen Taten grausam, sondern eher von der Beschreibung der psychischen Gestörtheit des Täters. Dieser Blick in die Seele macht wirklich betroffen und ist der Grund für die nervenaufreibende Wirkung dieses Thrillers.

Meine absolute Empfehlung für Thrillerliebhaber und den Namen Leonie Lastella sollten sich Thrillerfans gut merken. Hier wurde mit dem zweiten Thriller schon ein beachtliches Potential bewiesen. Hut ab!