Rezension

Grimms Märchen sind keine harmlosen Kindergeschichten

Wolfsfährte - Craig Russell

Wolfsfährte
von Craig Russell

Bewertet mit 4 Sternen

Kriminalhauptkommissar Jan Fabel wird nach Blankenese an den Elbstrand gerufen. Dort hat man ein totes Mädchen gefunden, das offensichtlich nicht einfach ertrunken ist. In seiner Hand hält es einen Zettel hat, auf dem der Name eines als vermisst gemeldeten Mädchens steht. Trotz erster optischer Übereinstimmungen steht schnell fest, dass das gefundene Mädchen und das als vermisst gemeldete Mädchen nicht identisch sind. Während Fabel und sein Team noch dabei sind die Fakten zusammenzutragen geschieht ein weiterer Mord, bald darauf noch einer …

Kommissar Fabel und sein personell noch etwas geschwächtes Team sehen sich relativ rasch mit einem Serienkiller konfrontiert. Der Täter hat einen ziemlichen Hang zu Grimms Märchen und stellt bestimmte Parameter einzelner Märchen nach. Passend dazu gab es kurz vor dem ersten Mord die Veröffentlichung des Buches “Die Märchenstraße”, in der der Autor die These aufstellt, die Gebrüder Grimm seien Serienmörder gewesen…

Aufgehübscht

In Wolfsfährte begegnen mir so einige Märchen bewusst das erste Mal, wie z.B. “Der gescheidte Hans”, andere kannte ich natürlich. Die Gebrüder Grimm haben die Märchen mit der Zeit einja  bisschen aufgehübscht und bis heute wurde das immer wieder getan, um der jeweiligen Zeit zu entsprechen. Das “Dornröschen” in der Originalfassung schlafend vergewaltigt und geschwängert worden war, das wusste ich z.B.  nicht. Ob ich meinen Kindern das Märchen dann wohl auch vorgelesen hätte?

Gruselig

Inwieweit sich denn nun die Originalmärchen von den uns heute bekannten Fassungen unterscheiden, lässt sich auf die schnelle nicht nachprüfen, aber dass sie eine gute Vorlage für einen Serienkiller bieten ist sicher unbestritten :-) Ich habe ein bisschen im Internet gestöbert und reichlich Informationen dazu gefunden. Es ist einfach herrlich gruselig - vor allem weil ich, so wie viele andere auch, die Märchen eher mit einem unbeschwerten, gemütlichen Abendritual vor dem schlafengehen verbinden.

Spurensuche

Das Craig Russell sie als Grundlage für seinen Killer genommen hat, hat mir gut gefallen. Ebenso gut hat mir Fabels Spurensuche in allen möglichen, sehr unterschiedlichen Hamburger Vororten gefallen. Im Buch gab es Villenviertel, in denen das moralische Elend größer war, als jedes finanzielle Elend in weniger noblen Stadtteilen. Natürlich macht er das nicht alleine, sondern sein gesamtes Team trägt reichlich Fakten zusammen. Aber eigentlich blieb mir nur Jan Fabel in Erinnerung :-)

und wenn sie nicht gestorben sind….

Sprachlich fand ich Wolfsfährte sehr ansprechend geschrieben und der Plot war von Anfang an sehr spannend konzipiert. Es gab reichlich Verdächtige, ein bisschen Insiderwissen durch die eingestreute Täterperspektive und einige falsche Fährten. Ich habe mit viel Eifer ein bisschen über Märchen nachrecherchiert, mich dann vom Ende überraschen lassen und mir die noch fehlenden Teile der Faber-Reihe nachbestellt :-)

Mein Fazit:

Wolfsfährte hat mich wirklich begeistert. Ich habe den Plot geliebt, ich mochte die Sprache und Jan Fabel sowieso :-) Die mir bisher noch fehlenden Teile werde ich mir auf jeden fall noch besorgen.