Rezension

Großartig!

Simon vs. the Homo Sapiens Agenda - Becky Albertalli

Simon vs. the Homo Sapiens Agenda
von Becky Albertalli

Die Story: Als Simon Spiers von einem Schulkameraden mit den heimlichen Mails, die er sich mit einem Jungen schreibt, erpresst wird, beginnt sein ruhiges Leben tatsächlich aufregender zu werden, als ihm manchmal lieb ist.

Auf den Punkt gebracht: Eine süße Liebesgeschichte voller Humor und liebenswerter Charaktere.

In mehr Worten:

It’s a weirdly subtle conversation.

Beschreibt Hauptcharakter Simon, die Unterhaltung, die sein Leben in der nächsten Zeit bestimmen wird. Simon ist homosexuell, hat sich aber noch nicht geoutet. Nur seine Bekanntschaft Blue weiß, durch ihren seit Monaten andauernden Mailaustausch, davon. Genau diesen will Simon um alles in der Welt schützen, denn der schüchterne Blue hat sich noch nicht geoutet und besucht dieselbe Schule. Ab da begleitet man Simon dabei, wie er versucht herausfinden, was er will. Oder fragt sich, wie er dem Deal mit seinem Erpresser erfüllen kann, ohne eine Freundschaft kaputtzumachen. Doch am wichtigsten ist, dass man hautnah miterlebt, wie er sich langsam in den geheimnisvollen Blue verguckt.

Simon ist auf eine liebenswerte Art seltsam. Verrückt nach Harry Potter, verkleidet sich gern, hat manchmal einen schrägen Humor und die wundervollste unperfekte Familie, die man sich denken kann und Freunde, die mit ihm durch dick und dünn gehen. Seine Erzählstimme ist sympathisch, echt und sehr lesenswert.

Sein Schwarm Blue ist einerseits sehr zurückgezogen und geheimnisvoll, auf der anderen Seite macht er immer wieder Andeutungen, die auf seine Identität schließen lassen könnten. Es dauert dementsprechend nicht lange und ich rätsle mit Simon, wer nun hinter Blue stecken könnte. Eine noch größere Leistung ist es allerdings, dass die Autorin es schafft, mich zu einer richtigen Shipperin der beiden zu machen, die es gar nicht erst erwarten kann, dass sie ihren Weg zueinander finden, obwohl ich nicht einmal weiß, wer Blue ist, geschweige denn beide wirklich miteinander erleben kann.

Sehr gut gelungen sind auch die verschiedenen Meinungen, mit denen Simon sich in Bezug auf sein Coming-out auseinandersetzen muss. Zwar ist es in der heutigen Zeit einfacher sich zu outen, als noch vor zwanzig Jahren, trotzdem stößt man noch immer auf Menschen, die jede Chance nutzen, um deswegen auf jemandem herumzuhacken. Dass die Autorin ein Buch, das eindeutig gute Laune verbreiten und ein schönes Gefühl im Leser auslösen soll, dennoch realistisch gestaltet, rechne ich ihr nicht nur hoch an, sondern es rundet diese wundervolle Liebesgeschichte um Simon und Blue meiner Meinung nach erst ab.

„People really are like houses with vast rooms and tiny windows. And maybe it’s a good thing, we never stop surprising each other.“

Doch nicht nur das ist neben den Charakteren und den überzeugenden Beziehungsgeflechten eine Stärke des Buches, sondern auch die vielen spannenden, packenden oder einfach nur lustigen Szenen, die manchmal mitten aus dem Leben gegriffen zu sein scheinen. Albertalli hat ein richtiges Gespür dafür, alltägliche Bilder oder Situationen einzufangen und in ihrer Geschichte zu verweben und schafft es somit auf subtile Weise auch Denkanstöße zu geben, wenn es um das Normendenken geht. Trotz gewichtiger Themen verliert das Buch nie seine Leichtigkeit und weiß von der ersten bis zur letzten Seite zu erheitern und zu unterhalten.

Fazit:
Simon vs. the Homo Sapiens Agenda ist ein herzerwärmendes, locker erzähltes Buch über das Erwachsenwerden und den Mut zu sich selbst zu stehen, das ich nur empfehlen kann.