Großartig
Bewertet mit 5 Sternen
Inzwischen habe ich schon ein paar Bücher von Olga Tokarczuk gelesen und staune jedes Mal, wie vielseitig diese Frau ist. Sie beschäftigt sich intensiv mit Themen, über die andere nicht einmal nachdenken.
Hier verarbeitet sie das „Zauberberg“-Thema zu einer Art Gruselgeschichte. Da ist eine Kurklinik für Tuberkulosekranke, in Görbersdorf, dem „schlesischen Davos“, von dem wir noch nie gehört haben. Dabei gab es diese Klinik tatsächlich und war sogar sehr renommiert. Als Setting für ein Buch ist dieser Ort genial, eine Legende mit osteuropäischem Charme, versteckt in den Wäldern. Er birgt Geheimnisse und lässt schaurige Ideen zu, von Geistern über Kräuterfrauen, alte Märchen bis hin zu Vampirismus hält man alles für möglich.
Dorthin begibt sich Mieczyslaw Wojnicz, ein junger Mann aus kleinbürgerlichen Kreisen, der krank ist und dort auf Heilung hofft. Außer guter Luft und Kuranwendungen, bekommt er gleich noch Lebensberatung und sogar Freundschaft. Die Bewohner des Gästehauses für Herren philosophieren gerne bei einem gepflegten Schuck „Schwärmerei“ und verbreiten eine Weltsicht, die so misogyn ist, dass man schon wieder ihren Einfallsreichtum bewundert.
Dieses Buch lässt sich viel Zeit und führt einen in grandioser Sprache ganz allmählich ins Verhängnis. Das Hörbuch wird genüsslich gelesen von Timo Weisschnur, der souverän über manche Länge hinweghilft. Es dauert 11 Stunden und 16 Minuten und hat mich sehr beeindruckt.