Rezension

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Großartig!

Bergland -

Bergland
von Jarka Kubsova

Südtirol in den 40er Jahren. Im recht abgelegenen Ort Tiefentahl bewirtschaftet die junge Rosa ganz alleine den höchstgelegenen Bauernhof in den Bergen, dort an der Korngrenze, wo eigentlich gar kein Getreide mehr gedeiht und weit bis ins Frühjahr noch Schnee liegt. Ein unglauchlich hartes und entbehrungsreiches Leben, doch Rosa trotzt dem alle. Erstaunlich wie es ihr gelingt, den Hof so gut und erfolgreich zu führen, noch dazu völlig unabhängig. Doch ihr Schicksal hat sie sich nicht selbst ausgesucht. Über Jahre bringt sie so sich und ihren Sohn alleine durch. Doch dann macht auch der Fortschritt vor Tiefenthal nicht halt, weder in der Infrastruktur noch in der Landwirtschaft. Erste Touristen kommen in den Ort und auch in die Berge. Rosa hat damit nichts am Hut. Sie sträubt sich gegen die Veränderungen. Ihr Sohn Sepp hingegen sieht das anders und ihr schon immer schwieriges Verhältnis wird durch den neuen Konflikt nicht einfacher.

Wieder eine Generation weiter hat Sepps Sohn Hannes und seine Familie auch arg mit dem Leben auf dem abgelegenen Hof zu kämpfen. Ist es überhaupt noch möglich, den Hof länger weiterzuführen? Schulden und die Arbeit neben der Nebenerwerbslandwirtschaft und der Vermietung an Urlaubsgäste machen zermürben zunehmend. Hinzu kommen weitere Probleme in der Beziehung zu seiner Frau, die ebenfalls auch wie Rosa Unermessliches leistet und dabei zunehmend psychisch und physisch an ihre Grenzen gerät. Altbauer Sepp ist auch keine Hilfe, er fühlt sich überflüssig und kann genau wie seine Mutter früher an Veränderungen nichts Gutes finden.

Der Autorin ist hier wirklich ein ganz großartiger Roman gelungen, den sie äußerst authentisch erzählt. Dabei war ihr natürlich ihr mehrmonatiger Aufenthalt auf einem Bergbauernhof eine große Hilfe und so kommt der Leser hier in den Genuss einer unglaublich eindrucksvollen und emotionalen Familiengeschichte, die sich über 3 Generationen erstreckt. Der Wechsel zwischen den verschiedenen Zeitebenen macht das Geschehen dazu noch abwechslungsreicher, aber auch so fliegt man durch den hervorragenden Schreibstil nur so durch das Buch. Die Schicksale der Protagonisten und ihr Leben mit vielen Widrigkeiten ziehen einen sehr in den Bann. Den Strukturwandel auf dem Land und in der Landwirtschaft beschreibt die Autorin ebenso äußerst lebensnah und realistisch, so dass es für diesen gut recherchierten Heimat- und Familienroman nur die volle Punktzahl geben kann.