Großartige Mischung aus Biografie und 'Best of' aus Romanen, Erzählungen, Briefen
Bewertet mit 5 Sternen
Eine verwegene Behauptung: wer dieses Buch gelesen hat, braucht 'die dicken Schinken' (die 'fünf Elefanten') von Fjodor M. Dostojewski nicht mehr zu lesen und kann trotzdem mitreden. Es kann aber auch gut sein, dass gerade dieses Buch durch die Begeisterung der Autoren zu weiterem Lesen anregt. Mir hat es geholfen, die 'Brüder Karamasow' besser zu verstehen, wenn auch nicht ganz.
Die Autoren schreiben selbst – übrigens in flottem Ton und somit leicht und vergnüglich zu lesen – dass dies keine gewöhnliche Biografie ist, denn davon gebe es schon genug (S. 15). Alle Archive sind gesichtet, jedes Fitzelchen zu Dostojewski ist anscheinend forschungsmäßig ausgewertet. Deshalb ist dies anfangs eine zwar chronologische Biografie, an seine Lebensthemen angelehnt: Sohn, Revolutionär, … und dann eine eher collagenhafte Zusammenstellung aus allem, was er schriftlich hinterlassen hat. Die Autoren orientieren sich an Dostojewskis lebenslangem Projekt 'Mensch-Enträtselung'.
Dabei ist dies – so weit ich es beurteilen kann – eine in wissenschaftlicher Hinsicht korrekte Darstellung mit Nennung der Quellen und einem ausführlichen Verzeichnis. Nur eines hätte man ergänzen können: in welchem Kapitel eines Romans eine Textstelle vorkommt. Seiten kann man natürlich wegen der unterschiedlichen Ausgaben und Übersetzungen nicht nennen.
Kurz und gut: ein lesenswertes Buch über einen Autor der Weltliteratur, locker geschrieben und doch tiefgründig.