Rezension

Große Hoffnungen, die leider nicht so ganz erfüllt wurden

Querbeat - Hauke Herffs

Querbeat
von Hauke Herffs

Bewertet mit 3 Sternen

Meinung:
Ich lese gerne Bücher, in denen es auch viel um Musik geht, immerhin möchte ich selber mal in der Branche arbeiten. Dementsprechend neugierig war ich auf "Querbeat". Allein der Titel spricht ja schon von Musik. Ich freute mich auf das Buch. Zu erst. Leider hat sich nach rund 30 Seiten eine ziemliche Langeweile bereit gemacht und ich war nicht motiviert, weiter zu lesen. Denn irgendwie konnte mich dieses Buch nicht emotional mitreißen, es hat mich nicht gefesselt und wirklich mitfühlen konnte ich auch nicht. Spannung war für mich nicht wirklich vorhanden, erst auf den letzten 70 Seiten wurde es doch etwas interessanter. Zudem konnte ich mich mit dem Protagonisten Thomas überhaupt nicht anfreunden. Während er zu Beginn auf mich einen ganz netten Eindruck gemacht hat, ging er mir sehr bald schon auf die Nerven. Ich war noch nie in seiner Situation, trotzdem kam mir Thomas in Bezug auf eine Frau mit blonden Locken doch sehr ... komisch rüber.  Zudem hat er sehr viel gelogen und für mich ist das nun mal eine Sache, die gar nicht geht. Sowohl seinen Freunde, als auch seinen Eltern gegenüber. Das hat mich teilweise richtig aufgeregt und ich konnte nur mit dem Kopf schütteln, über so viel Unehrlichkeit. Allerdings ist das nicht alles, was ich an ihm beobachten konnte. Er mag ja ganz nett sein, aber in Konkurrenzkämpfen (selbst mit Freunden) ist er sehr unfair und rücksichtslos gewesen. Das war leider überhaupt nicht nach meinem Geschmack und hat mir das Buch nicht gerade versüßt. Teilweise war ich richtig genervt und bekam durch Thomas auch richtig schlechte Laune. Ich hatte mir von dieser Geschichte erhofft, dass sie gute Laune machen würde. Leider wurde ich an der Stelle sehr enttäuscht. Für mich fehlt hier etwas auch eindeutig. Nämlich das Verständnis. Mag sein dass ich da etwas spießig bin und hinter dem Mond lebe, allerdings gibt es kaum eine Szene, in der nicht irgendwo Drogen (Pillen und Gras) und Alkohol vorkommen. Ich meine, klar, es ist eine Punkband, trotzdem wird hier einfach sehr viel von dem Zeug konsumiert und auch mal eine Grenze überschritten. Sowas gefällt mir gar nicht und über so etwas möchte ich auch nichts lesen. Denn es kam mir wirklich teilweise so vor, wie als ginge es um nichts anderes als Drogen und Alkohol. (Typisch klischeehaftes Sex, Drugs & Rock n' Roll gehabe) Mag sein, dass ich zu naiv bin an der Stelle, aber das muss einfach nicht sein. Das hat mir etwas die Laune vermiest. Was ich jedoch sehr gut fand, war das es wirklich viel um Musik ging, jedoch trotzdem nicht der rote Faden verloren ging. Denn es ging ja eigentlich um Thomas. Die Musikstellen waren zwar nicht unbedingt grandios, jedoch oft vorhanden und das allein fand ich schon toll. Denn oft kommt die Musik einfach auch zu kurz, denke ich. Zudem hat sie nicht die Oberhand gewonnen, es wurde nie zuviel Musik gemacht. Sie gehörte zur Geschichte war aber nicht der tragende Geist. Nachdem ich mich durch das Buch durch gekämpft habe, ging es dann doch am Ende noch auf einen kleinen Höhepunkt zu. Dieses letzte Drittel gefiel mir besser als das ganze Buch zuvor. Es war spannend und hat wieder an meiner Neugier gekratzt. Ich wollte wissen wie es weitergeht und war wirklich interessiert. Zwar mochte ich Thomas immer noch nicht, aber so wie das Ende dann tatsächlich war, diese letzten zwei Seiten, das fand ich perfekt. Und zuvor steuerte man halt auf die Zielgerade zu und es wurde endlich interessant. Das Ende fand ich wirklich toll, denn so hatte ich mir das von Anfang an gewünscht. Schlussendlich war hier viel Potenzial für eine gute Geschichte vorhanden, denn der Grundgedanke hatte wirklich etwas Interessantes. Allerdings traf es bei mir nicht den richtigen Nerv und so war ich meistend leicht genervt und nicht unbedingt in bester Stimmung, dieses Buch weiterzulesen. Für mich wurde das Potenzial leider nicht so ausgeschöpft, wie ich gehofft hatte. Stattdessen kamen viele Drogen ins Spiel und ein Protagonist, den ich leider gar nicht mochte.

Charaktere:

Thomas: Ein junger Mann, der sein Studium schmiss und seitdem als Pizza-Lieferant arbeitet. Zu Beginn wirkte Thomas ganz normal, aber dann hatte ich schon so das Gefühl, wie als hätte er einen kleinen Knall. Näher darauf eingehen werde ich jetzt allerdings nicht. Thomas war irgendwie ein kleiner Langweiler, der nicht wirklich was mit seinem Leben anfängt. Er stand da ziemlich auf dem Schlauch. Klar kann man sich mal gehen lassen und 'ne Zeit haben, in der man nichts mit sich anfangen kann. Jedoch schien sich das bei ihm über mehrere Wochen hinweg fortzusetzen. Und das gefiel mir schon nicht. Irgendwann muss man sich nun mal auf den Hosenboden der Tatsachen setzen und versuchen, etwas Positives daraus zu machen. Thomas war ja noch jung, wie alt genau weiß ich zwar nicht, aber ich schätze ihn auf 22-23 Jahre ein. Da kann man ja was mit seinem Leben anfangen. Es sind ihm ja keine Grenzen gesetzt. Wenn er BWL studieren will, dann macht er es und wenn nicht, dann halt nicht. Ist doch nichts dabei. Aber Thomas fehlte irgendwie jede Motivation, er schien keine richtigen Ziele zu haben. Und das Eine das er hatte, da ging er nicht richtig ran. Nicht ernst genug. Irgendwann lernt Thomas dann Bender und seine Band kennen und zumindest von seinem Lebensgefühl her geht es etwas bergauf. Wobei ich auf der Tour der Band darüber erstaunt war, wie gewissenlos er sein kann. Er war ziemlich rücksichtslos, wenn es um das ging, was er wollte. Vor allem auch gegenüber seinen Freunden und er hat in dem "Wettkampf" ziemlich unfair gespielt. Das er seine Freunde und Eltern anlügt und mitunter seine Freunde anstiftet mitzumachen, passte mir gar nicht. Ich lege großen Wert auf Ehrlichkeit und kann oftmals einfach nicht verstehen, wieso sich Menschen immer mehr in so einem Netz voller Lügen verstricken. Zwar wirkte Thomas die meiste Zeit eher normal und unsicher, jedoch war er für mich nicht wirklich sympathisch und durch seine Unehrlichkeit und seine sonstige Art, gab es von mir viele Minuspunkte.

Bender: Ein junger Musiker, der mit seiner Band erfolgreich werden will. Bender wirkte sehr losgelöst und hat sich nicht wirklich Sorgen um die Zukunft gemacht. Er war einfach so ein lockerer Typ und einer der wenigen Menschen die ich mochte (Inge und Susanne fand ich auch nicht schlecht). Ich fand ihn schon okay, nur war er leider ganz weit vorne dabei, wenn es um Drogen und Alkohol ging. Und nach der Hälfte des Buches hat sich meine Sicht auf ihn geändert. Er war auf einmal nicht mehr nur der lockere Typ. Auf einmal war er ein Macho-Aufreißer und ein sehr aggressiver Kerl. Mir gefiel diese Änderung gar nicht. Er triefte mitunter auf einmal von Arroganz und dachte, dass er alles bekommt was er will. Allerdings gefiel es mir richtig gut, dass er nach dem Gespräch mit Thomas so reagiert hat. Das war von ihm schon richtig cool. Bender war sympathisch, hat es zwar teilweise etwas übertrieben, war aber trotzdem in Ordnung.

Nikki: Die Bassistin der "Partnerband". Ein eigentlich nettes Mädchen, dass ihre Waffen gekonnt einsetzt. Sie wusste halt was sie hat und das wurde in dem Buch auch geschildert. Laut den Jungs war sie wieder so eine typische "Sexbombe". Denn (und das ist mir in letzter Zeit oft aufgefallen) perfekte Mädchen sind ja in Büchern schon Standard geworden. Das ist leider ziemlich traurig. Sie war nicht irgendwie unsympathisch oder arrogant, aber trotzdem nicht unbedingt meine beste Freundin. Ich kann jetzt nicht sagen, dass ich Nikki mochte oder nicht. Ich konnte mir da kein richtiges Bild machen. Das klingt zwar blöd, aber ich habe einfach keine richtige Meinung über sie. Andererseits würde ich mich gerne über das ein oder andere ärgern, rational gesehen gibt es aber dafür keinen richtigen Grund. Nikki ist ein bisschen oberflächlich beschrieben (okay, man lernt ja von keinem irgendwie so richtig die Vergangenheit kennen). Ich weiß ehrlich nicht, was ich über sie denken soll.

Zitate:

"Man muss einfach machen, dann landet man schon irgendwo. Kunst kommt nicht von können, sondern von wollen. "
Bender zu Thomas

Fazit:
Ein Buch, auf das ich mich wirklich gefreut habe, durch das ich mich aber leider ziemlich hindurch quälen musste. Der Protagonist war mir zu unsympathisch, die Geschichte zu langweilig. Erst auf den letzten Seiten, wurde das Buch doch noch etwas spannend. Löblich ist die viele Musik, die trotzdem nie die Oberhand gewonnen hat und der rote Faden, der nicht abhanden kam. Da dieses Buch mir mitunter wirklich schlechte Laune gemacht hat, wollte ich ihm erst ein eher schlechte Punktzahl geben.
Das Ende  hat mir dann aber so gut gefallen, dass es noch 3/5 Schmetterlinge bekommt.