Rezension

Großstadtkrimi mit Schmackes

Kalter Hund - Rainer Wittkamp

Kalter Hund
von Rainer Wittkamp

Auf der Rückseite des Buches „Kalter Hund“ kann man folgendes Zitat lesen: „Cool ist ein überstrapaziertes Wort. Aber genau so schreibt Rainer Wittkamp. Saucool.“ Das sagte das Buchjournal über den Vorgänger „Schneckenkönig“, den ersten Band der Reihe um den Berliner LKA-Ermittler Martin Nettelbeck. Und ich kann das auch für den zweiten, hier vorliegenden Band „Kalter Hund“ nur so bestätigen: Das Buch ist einfach saucool. Die Charaktere und der Stil ebenfalls. Auch die Handlung. Saucool.

Ein bisschen differenzierter? Gerne! „Kalter Hund“ von Rainer Wittkamp ist ein Krimi, der durch seine Figurenkonstellation und seine Erzählweise besticht. Die Handlung spielt in Berlin, ist allerdings weder ein typischer Regionalkrimi noch ein klassischer Ermittlerkrimi. Das Buch definiert sich nicht über einen einzigen Kommissar, sondern lässt durch verschiedene Handlungsstränge viel Raum für die Entwicklung eines großartig zusammengestellten Figurenensembles.

So ist der für die Reihe namensgebende Kriminalhauptkommissar Martin Nettelbeck keinesfalls der Fixstern, um den sich alle Ereignisse drehen. Heimlicher Star und sympathischer Anti-Held des Buches ist Bilal Gösemann, ein Gauner zum Liebhaben. Als er einen treuen Weggefährten verliert, gerät er in eine finanzielle Notlage. Sein Onkel Walid Sharif, ein libanesischer Clanchef, der lieber wieder Ziegenhirte wäre, kann ihm leider nicht helfen, ist er doch viel zu sehr damit beschäftigt, eine günstige eheliche Verbindung für seine Tochter zu arrangieren. Währenddessen plagt sich der an Geld und Jahren reiche Hasso Rohloff mit Problemen des Alters, der Anwalt Stefan Baerwald pokert hoch mit seinen Mandanten aus der Berliner Unterwelt und Kommissar Nettelbeck und seine Kollegen vom LKA versuchen einem gut vernetzten Schwerverbrecher das Handwerk zu legen.

Man findet in dieser Geschichte also alles, was es für einen guten Krimi braucht. Die facettenreichen Figuren sind für mich das ganz große Plus an diesem Buch, sie sorgen nämlich für unterhaltsame Abwechslung und bauen gleichzeitig eine spannende und eigentlich überhaupt nicht lustige Kriminalhandlung auf, in der es ernst zur Sache geht. Seinen Sinn für trockenen Humor hat der Autor ganz leise zwischen die Zeilen gepackt. Die leicht flapsige Attitüde verleiht dem ganzen dazu den besonderen Schliff und macht aus „Kalter Hund“ einen brandheißen Lesetipp. Wer mal etwas anderes lesen möchte, ist hier gut beraten.

Eine Anmerkung kann ich mir natürlich nicht verkneifen: Unter dem Klappentext liest man das Verkaufsargument: „Ein Großstadtkrimi wie ein Film von Quentin Tarantino“ - Großstadtkrimi? Ja! Tolles Buch? Aber ja! Tarantino-Film? Nein! Hier erwartet man vielleicht mehr Splatter, mehr Pulp. Auch wenn man dem Buch ein bisschen „Reservoir Dogs“-Feeling nicht absprechen kann, möchte ich die Rezension mit folgenden Worten schließen: Buch toll, Tarantino toll, aber eigentlich zwei paar Schuhe. Dieses Buch steht für sich und dabei ganz solide auf eigenen Beinen.

Fazit: Unterhaltsamer Großstadtkrimi mit Schmackes, der sich selbst nicht zu ernst nimmt, aber den man ruhig ernst nehmen sollte! Lesen bitte!

Bewertung: 4 Sterne

 

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