Rezension

Gruselige Dystopie gekonnt interpretiert

Der Report der Magd - Margaret Atwood

Der Report der Magd
von Margaret Atwood

Bewertet mit 4.5 Sternen

Meine Eindrücke 
Buchlinge, leider ist mein Zeitmanagement gerade echt nicht sehr gut. Deswegen muss ich an dieser Stelle leider gestehen, dass ich das Hörbuch noch nicht beendet habe. Dennoch will ich euch an dieser Stelle schon mal von meinen Höreindrücken erzählen. 

Die Handlung 
Wir lernen eine Magd kennen, die in einer dystopischen Welt lebt. Sie soll Kinder für ein Ehepaar gebären, da die Ehefrau nicht mehr schwanger werden kann.
Interessant aber auch ziemlich verwirrend, finde ich die drei Zeitstränge aus denen die Geschichte erzählt wird: Unsere Protagonistin erzählt uns zum einen von der Zeit, in der sie studierte und später mit ihrem Ehemann und ihrer Tochter zusammenlebte.

Zum anderen berichtet sie auch von dem Unterricht in einer Umkonditionierungseinrichtung - ich bezeichne diese Einrichtung so, da die Institution nämlich genau das ist -, in der sie an das Leben als Magd gewöhnt werden soll und die neuen Werte und Normen der Gesellschaft beigebracht bekommt. 
Und zum Schluss erleben wir die Magd in der Gegenwart und zwar bei ihrem aktuellen Arbeitgeber. 

Diese drei Zeitstränge gehen immer wieder fließend ineinander über. Einerseits finde ich die Handlung faszinierend, aber andererseits auch ziemlich verstörend, da de Werte und Normen der dortigen Gesellschaft völlig anders sind, als das, was ich denke bzw. wie ich leben möchte. 

Die Atmosphäre 
Die Atmosphäre ist unglaublich bedrückend und ziemlich düster. Unsere Protagonistin schildert ihren tristen Alltag und ihr Wunsch nach einem freien, unbeschwerten Leben ist deutlich spürbar. 

Die Charaktere 
Unsere Protagonistin hat nicht viel Kontakt zu anderen Menschen. Deswegen lernen wir hier nicht viele Charaktere kennen. Allerdings haben sie alle eines gemeinsam: Nach außen hin sind sie angepasst und versuchen sich an die Regeln zu halten. Doch wenn sie einander vertrauen und wissen, dass sie nicht verraten werden, erzählen sie, was sie wirklich denken: Und zwar wie fragwürdig das System ist.

Mein Fazit nach Beenden des Hörbuches 
Buchlinge, ich glaube die Worte verstörend und faszinierend treffen es immer noch ziemlich gut. Gerade in der letzten halben Stunde hält Der Report der Magd nochmal eine überraschende Wendung bereit.

Bei meinen Eindrücken habe ich eher den Inhalt der Geschichte hervorgehoben. Daher gibt es hier nur ein kleines Fazit. Den Inhalt finde ich definitiv sehr spannend aber auch erschreckend, weil er zeigt, wie bedrückend Diktaturen sein können und wie schwer es ist, eine Lücke im System zu finden, ohne sich oder andere Menschen zu gefährden.

Nach wie vor bin ich sehr beeindruckt von den drei Zeitsträngen, die Magret Atwood in der Geschichte untergebracht hat, obwohl mich diese ziemlich verwirrten und ich konzentriert zuhören musste, um nichts zu verpassen.

Etwas enttäuscht bin ich von dem abrupten Ende der Geschichte. Es wurde zum Schluss zwar ein interessantes Stilmittel eingeführt, das eine andere Perspektive auf die Geschichte ermöglicht, dennoch erweckte es bei mir eher den Eindruck, dass die Autorin das Stilmittel nutzt, um die Geschichte schnell zum Abschluss zu bringen.

Kommen wir nun zur Gestaltung des Hörbuches: Der Großteil der Geschichte wird von Vera Teltz gelesen. Ich hatte sogar ganz vergessen, dass es auch noch einen zweiten Sprecher in der Geschichte gibt. Der Report der Magd war für mich das zweite Hörbuch mit Vera Teltz als Interpretin. Sie hat die Geschichte unglaublich gut interpretiert. Während sie mir in der ersten Geschichte, die ich von ihr gehört habe, eher aufgrund ihrer Härte aufgefallen ist, konnte sie hier auch eine weiche Seite zeigen: Ich-Erzählerin Desfred steckt nämlich in einer schwierigen Position. Sie verabscheut das System, in dem sie leben muss. Dennoch gibt es für sie kein Entkommen. Und so leidet sie im Stillen.

Besonders schön finde ich, dass das Hörbuch ungekürzt produziert wurde. Gerade die letzte halbe Stunde ist sehr wichtig für die Geschichte und ich habe mir sagen lassen, dass diese im Buch gesondert gekennzeichnet ist. Mit welchem Begriff kann ich leider nicht sage, da ich sonst spoilern müsste.

Gesamteindruck 
Der Report der Magd ist eine bedrückende, aber auch beeindruckende Geschichte über eine Welt, die irgendwie doch zeitgemäßer ist, als man meinen könnte.